Freitag, 3. Dezember 2010
IP MAN 2
"Ip Man" war Anfang 2010 der DVD-Hit schlechthin. Teil zwei hatte also eine schwere Bürde zu tragen - einen richtig guten Vorgänger. Kann "Ip Man 2" ebenso überzeugen?
Inhalt:
Nachdem Ip Man (Donnie Yen) im zweiten Sino-Japanischen Krieg seine Kampfkünste gegen die Japaner einsetzte, flüchtet er 1949 nach Hongkong und versucht dort, eine Wing Tsun-Schule zu etablieren. Als der mächtige Master Hung (Sammo Hung) dies erfährt, stellt er Ip Man vor eine heikle Aufgabe. Dieser soll sich zunächst in einem Kampf auf Zeit gegen Kämpfer aller möglichen Stile den nötigen Respekt verdienen. Auch seitens eines korrupten Polizei-Intendants (Charlie Mayer) und dem britischen Box-Champion Twister (Darren Shahlavi) droht weitere Gefahr. Für Ip Man geht es erneut um die Ehre des chinesischen Volks...
Als erstes, ich kenne die wirkliche Lebensgeschichte Yip Mans (fragt mich nicht wegen der Schreibweise) nicht wirklich. Als ich vor Jahren noch Wing Chun praktizierte waren Bilder Yip Mans in vielen Büchern zu finden und mein Sifu erwähnte seinen Namen hin und wieder. Der Film "Ip Man" erzählte damals die Geschichte der Geschehnisse in der chinesischen Stadt Foshan während des zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges in den dreissiger Jahren. Der vorliegende zweite Teil spielt im Hong Kong der Fünfzigern.
Als erstes fällt gleich auf, dass der Soundtrack dem des ersten Teils angepasst wurde. Zumindest hört sich der Sound ziemlich ähnlich an, was ich aber als positiven Punkt werte, ist die Musik doch sehr eingängig. Regisseur Wilson Yip, der schon den ersten Teil zu verantworten hat, führt den Stil des Vorgängers eins zu eins weiter. Als Zuschauer fühlt man sich sofort wieder in der Welt Yip Mans willkommen.
Donnie Yen ist eine Wucht. Obwohl der dem richtigen Yip Man nicht wirklich ähnlich sieht, seine Art, den grossen Wing Chun-Meister zu spielen ist einfach toll und jederzeit glaubbar. Noch überzeugender sind jedoch seine Wing Chun-Szenen. Ich gebe zu, so ein grosser Experte wie ich es gerne geworden wäre, bin ich nun letztendlich doch nicht. Aber ich erkannte doch viele Moves wieder, das Siu Nim Tao, die berühmten "klebenden Hände" Chi Sao, Kettenfaustschläge - das war klar Wing Chun. Ich verstehe nur einige negative Reviews nicht, die hier einige Martial Arts-Details bemängelten. Da bekommt Wing Chun endlich mal eine grossartige Plattform um sich zu präsentieren, da kann man doch ruhig gerne über einige wirklich unnötige Punkte hinwegsehen. Zudem muss doch auch beachtet werden, dass Donnie Yen zwar ein Martial Arts-Experte ist (Wushu, Tai Chi, Taekwondo, Kickboxen uvm.), es jedoch sehr schwierig ist, einen neuen Stil zu adaptieren und glaubwürdig zu präsentieren. Und wenn man dann die hohe Geschwindigkeitsabfolge der Kämpfe sieht und wie unglaublich sich Donnie Yen mit Wing Chun-Attacken zur Wehr setzt, so darf der Gute wirklich hoch gelobt werden.
Unterstützt wird Yen auch im zweiten Teil wieder durch sehr motivierte Darsteller, welche auch hier wieder vollen Körpereinsatz geben. Ein grosser (und auch dicker) Bonus ist aber Sammo Hung, der hier ganz grosses Martial Arts-Kino präsentiert. Simon Yam ist ebenso wieder mit von der Partie. Und als grosser Bösewicht wurde Darren Shahlavi engagiert, der sich in unserem Raum auch langsam einen Namen macht, spielte er kürzlich in Steven Seagals "Born to raise Hell" mit und wird demnächst im Hollywood-Streifen "Red Riding Hood" eine Nebenrolle haben. Als mieser Bad Guy machte er jedenfalls auch hier wieder eine gute Falle.
Ein minimaler Abzug bekommt der Film in Sachen Fights leider doch. Denn, verglichen mit dem ersten Film wurde hier meines Erachtens zu viel mit Gummiseilen gearbeitet. Yip Mans Gegner fliegen teilweise gleich zehn Meter weit weg. Auch der Kampf Ip Mans auf dem runden Tisch gegen die anderen Kampfschulbesitzer war zwar originell, jedoch nicht sehr realistisch anzusehen. Dies ist auch einer der wenigen Punkte, die den zweiten Teil etwas hinter dem ersten platzieren lassen.
Dass die Englischen Besatzer hier wirklich nur als comichaft-böse Charaktere wirken, scheint beabsichtigt. Das war auch beim ersten Teil schon so - die Japaner kamen damals auch nicht symphatischer rüber. Darren Shahlavi spielt seinen Charakter, den Boxer Twister, genau nach dieser Vorgabe. Ein Typ, den man als Zuschauer einfach hassen muss.
Etwas wenig Rücksicht wurde auf Yip Mans Familie und deren Probleme genommen. Dass Ehemann Yip seine Frau während der Geburt ihres Kindes alleine lässt um gegen Twister zu kämpfen, mag dem Zuschauer, der etwas mitdenkt, vielleicht etwas komisch vorkommen. Ob dies nur eine Ausgeburt des Drehbuchs war oder ob dies wirklich in etwa so geschehen ist, i don't know.
Allgemein kann ich nicht sagen, wie genau dieser Film Yip Mans Geschichte wiedererzählt. Aber das ist schlussendlich doch egal. Yip Man wurde dank Donnie Yen ein grosses filmisches Denkmal gesetzt.
Fazit: Wer "Ip Man" schon gut findet, muss bei "Ip Man 2" einfach zugreifen. In der Endabrechnung ist die Fortsetzung weder besser noch schlechter als Teil eins, die minimalen Minuspunkte wegen den teils unrealistischen Fights macht der starke Auftritt Sammo Hungs wieder wett. Also, zugreifen und geniessen.
PS: Im Januar 2011 folgt das Prequel "Ip Man Zero". Wie gut dieses dann sein wird und ob der Abgang Donnie Yens verkraftet wird, werden wir dann sehen.
Schulnote 5.5
"IP MAN 2" on IMDB.COM
"IP MAN 2" on OFDB.DE
"IP MAN 2" on MOVIEPILOT.DE
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