Sonntag, 16. November 2008

MIRRORS


Zwischen den Serien-Staffeln "24" hat Kiefer Sutherland stets ein paar Wochen Zeit um einen Kinofilm abzudrehen. Dieses Jahr war "Mirrors" dran, ein Ausflug ins Horror-Genre...

Inhalt:

Der Polizist Ben Carson erschoss aus versehen seinen Kollegen - landet bei der Flasche und bekommt den blauen Brief. Nachdem er sein Leben einige Monate (und viele Pillen) später wieder einigermassen in den Griff bekommt, akzeptiert er den Job als Wachmann eines abgebrannten Kaufhauses. Die nächtlichen Runden machen Ben schwer zu schaffen. Die Spiegel, die ihm bedrohliche Bilder suggerieren und ihn schier in den Wahnsinn treiben - sind das alles nur Hirngespinste oder steckt da tatsächlich etwas übernatürlich böses dahinter...?

Ich bin absolut kein Experte im Horror-Bereich. Doch "Mirrors" hat mir schlussendlich doch ganz gut gefallen. Regisseur Alexandre Aja hat es geschafft, eine ungemütliche und beklemmende Atmosphäre auf die Leinwand zu zaubern. Vielleicht kein absolutes Meisterwerk. Doch ein paar Schockmomente fahren einem doch ganz gut durch den Körper. Freunde der härteren Szenen kommen leider nur stellenweise auf ihre Kosten. Dafür in einem Fall ganz speziell. Da tritt jemand wirklich ganz hässlich aus dem Leben.

Kiefer Sutherland spielt einen gebrochenen Typen. Es wirkt, als hätte er einfach kurz vom "24"- aufs "Mirror"-Set gewechselt. Nicht, dass er dies schlecht gemacht hätte. Aber die Merkmale waren doch zu gross. Und vor allem in der letzten halben Stunde ist Sutherland im "Jack Bauer"-Modus. Da trat doch mehrmals ein Grinsen auf mein Gesicht. Der Rest des Casts ist ganz nett. Amy Smart darf sich als Carsons Schwester wieder einmal entblättern (bekommt die ihre Rollen nur deshalb? - keine Kritik meinerseits!! ;-)). Paula Patton als Carsons Frau ist gut besetzt, ebenso werden die beiden Kinder gut gespielt. Der Kleine hat in einigen Szenen auch etwas echt unheimliches an sich.

Die Story, angehaucht durch einen Mix von Mystery, Horror (gut, viel Horror) und etwas Drama, nimmt einen interessanten Verlauf. Vielleicht nichts wirklich Neues. Doch der Genremix passt gut zusammen. Und als dann der Film im letzten Drittel noch ein wenig auf "Exorzist" macht, ist die Mischung perfekt. Passt gut, meiner Ansicht nach. Diskutabel ist der Schluss, welcher auf jeden Fall einige Fragen offen lässt. Ich sehe schon ein Direct-to-DVD Sequel kommen...

Fazit: "Mirrors" ist ein ordentlicher Horrorthriller. Kiefer Sutherland ist Jack Bauer - und er kanns auch nicht mehr ablegen. Jedoch hats in "Mirrors" gut gepasst. Kann man weiter empfehlen.

Schulnote 4.75

"MIRRORS" on IMDB.COM

QUANTUM OF SOLACE


Die lange ersehnte Fortsetzung zu "Casino Royale" wurde nach nur 2 Jahren Realität. Ein vielversprechender Trailer und eine wie immer riesige Werbekampagne halfen zudem mit, die Vorfreude auf "Quantum of Solace" auf das Maximum zu steigern.

Inhalt:
Mr. White flieht, nachdem er brav über eine Geheimorganisation ausgesagt hat, welche diverse Geheimdienste schon unterwandert hat, mithilfe eines Komplizen aus dem Verhör vor Bond und M. Bond macht sich natürlich umgehend auf die Jagd. Er stösst debei auf Dominic Green, Boss einer Umweltschutzorganisation, welche jedoch andere Ziele verfolgt. Von Siena nach Haiti, über Österreich, nach Bolivien jagt Bond der Organisation Quantum nach - vom MI6 mehr oder weniger im Stich gelassen.

Marc Forster ist ja nicht gerade bekannt für die Regie an harten Actionfilmen. Er ist ein mehr als ordentlicher Independent-Regisseur, dessen Werke stets etwas verzaubernd-verstörendes ausstrahlen. War er der richtige für dieses Big Budget-Unternehmen namens "Quantum of Solace"?

Die Story setzt gleich nach dem Ende von "Casino Royale" ein. Bond, unterwegs in seinem Aston Martin, wird durch die Pampa gejagt. Geböller, Explosionen, Unfälle, leider total verwackelt und verhackt gedreht, erkennt der Zuschauer teilweise nur spärlich, was da gerade passiert. Und in diesem Sinne gehts eigentlich auch weiter. Fast jede anständige bondesque Szene wird plötzlich von einem Anfall von Action abgelöst. War die Parkour-Idee anfangs von Casino Royale noch eine geniale Idee, welche auch exzellent umgesetzt wurde, wird hier jedes Actiongetümmel ganz grässlich dargstellt. Klar inspiriert durch die Jason Bourne-Filme (die ich ja eigentlich mag), ist der Zuschauer ein Opfer der Wackelkamera. Diese Szenen wurden zudem extrem schlecht zusammengebastelt. Und die Idee, in welcher Bond sich zu Beginn des MI6-Angreifers an den Seilen entledigt, wurde sogar in "Half Past Dead" zumindest Epileptikerfreundlicher dargestellt. Die baldige Bootsjagd in Haiti war ein wenig besser umgesetzt. Jedoch auch hier kann das Bild nicht genossen werden - es wackelt noch und nöcher. Passen solche Stilmittel perfekt zur Jason Bourne-Franchise, finde ich diese bei einem Bondfilm sehr unangebracht. Bond will genossen werden. Die Flugzeugjagd im Mittelteil war jedoch einiges besser.

Überzeugend und bondgerecht war die Szene in Bregenz. Die ganze Szene rund um die Aufführung war perfekt gelungen - da kam Bondfeeling auf. Ein seltenes Gefühl für mich in diesem Film. Denn, ansonsten wirkt Bond nur gestresst, hetzt von Szene zu Szene. Früher liess sich Bond auch mal Zeit, genoss einen Wodka Martini, ein Hotelzimmer und eine Frau. Heute gibts fast keine Zeit mehr für solche "Nebensächlichkeiten", welche hier im Kurzdurchlauf abgespult werden. Bond ist im Jason Bourne-Modus. Schade, denn ich mag mich erinnern, dass vorallem Bonds extravaganter Lebensstil immer ein grosser Grund war, die Bondfilme zu mögen. Bond hatte stets immer alles im Griff, Hauptsache der Anzug sitzt und der Aston Martin steht vor der Hütte. Schade, ist man von den Werten der Serie mittlerweile so weit entfernt wie Pluto von der Sonne.

Was jedoch gut harmonierte waren Daniel Craig und Judi Dench. Judi Dench, seit 13 Jahren als "M" im Amt, passte schon zu Brosnan wie die Faust aufs Auge. Auch Craig ergänzt sie als MI6-Boss sehr gut. Schön, haben die beiden hier ein wenig mehr Szenen miteinander. Daniel Craig als Bond muss man nicht in Frage stellen. Sein explosiv-bedrohliches Wesen passt perfekt auf die Roman-Vorlage des James Bond und sein Engagement für diese Rolle scheint keine Grenzen zu kennen. Hut ab. Die beiden Bondgirls Olga Kurylenko und Gemma Arterton kann man als gelungen Bezeichnen. Hier muss die wirklich gelungene Goldfinger-Hommage noch erwähnt werden. Netter Einfall. Schön auch, dass Jeffrey Wright als Felix Leiter wieder seinen Auftritt hat, ebenso Giancarlo Giannini als Mathis. Grosses Minus bekommt Dominic Green-Darsteller Mathieu Amalric. Durften früher Bondgegner noch extravagante Gentleman in fetten Villen sein, haben wir mit Green einen Typen, der mehr den durchgeknallten Informatiker darstellt, als den richtig bösen Bad Guy. Dementsprechend unspektakulär entledigt sich Bond dieser Person (die Idee mit dem Motor-Öl hatte aber was). Und sein Helfershelfer Elvis, gespielt von Anatole Taubmann, hätte auch Averell Dalton heissen können. Kein Vergleich zu anderen Helfershelfern der Bondgeschichte - auch nicht der jüngeren Bondgeschichte. "Ja Mami, s isch heiss da..." Super.... Ich mag ich noch erinnern, wie die Schweizer Presse Taubmann als neuen Bond-Bösewicht hochgejubelt hat. Nichts gegen Taubmann. Aber das war ja wohl mehr eine kleine nette Nebenrolle mit etwa 6 Sätzen, welche absolut nichtssagend waren. Eine der überflüssigsten aller Bond-Figuren.

Fazit: Die Enttäuschung sitzt tief. Stets habe ich die neuen Bond-Filme trotz der steigernden Anzahl an Action, als Bond-Filme akzeptieren können - doch alles hat ein Ende. "Quantum of Solace" hätte auch der vierte Teil der Jason Bourne-Reihe sein können. Und als Action-Film mag das ganze Geschehen ja sogar sehr gut funktionieren. Jedoch ist dies hier definitiv kein Bond-Film. Und spätestens, nachdem Bond die Leiche seines Kollegen und engsten Vertrauten auf den Müll geworfen hat, fragt man sich, warum man ein herrliches Gerne so brutal in den Dreck fahren darf. Die Enttäuschung sitzt wirklich tief.

Schulnote 4.0

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