Montag, 3. März 2008

JOHN RAMBO


Nach gut zwanzig Jahren, kehrt Vietnam-Veteran John Rambo nochmals auf die Leinwand zurück.

Inhalt:
John Rambo lebt zurückgezogen als Schlangenfänger und Bootsfahrer in Burma. Eines Tages wird er von einer Gruppe christlicher Missionare angeworben, um sie flussaufwärts in Kriegsgebiet abzusetzen. Widerwillig nimmt Rambo an. Als jedoch die Gruppe nach einigen Tagen verschwindet, zieht Rambo, unterstützt von einigen Söldnern, ein weiteres Mal in den Krieg...

Hat Sylvester Stallone letztes Jahr noch mit dem sechsten Teil der Boxersaga "Rocky Balboa" brilliert, vollendet der nun 61jährige auch die Geschichte um seine zweite Kultfigur. Und auch hier darf der Filmtitel mit dem Namen der Hauptfigur aufwarten: John Rambo.

Der Film beginnt rasant mit einem dokumentarischen Bericht über die Situation in Burma. Schon wird der Unterschied erkennbar zu dem Vorgänger "Rambo III" - war dieser Rambo-Teil noch typische 80er Jahre Entertainment mit den bösen Russkis als Gegner und einem Rambo, der stilisiert zum Superhelden einen coolen Spruch nach dem anderen vom Hocker lässt, ist "John Rambo" wieder eine ernstere Angelegenheit. Witze gibts hier keine mehr, obercoole Sprüche sind Vergangenheit. Rambo ist in der Wirklichkeit angelangt und Stallone hat mit dem seit Jahrzehnten andauernden Burmakonflikt ein brissantes Thema als Background für seine Söldner-Geschichte gewählt.

Ist es nun unethisch, einen der wohl härtesten Actionfilme überhaupt in einem Krisenzentrum wie Burma spielen zu lassen, mit verstümmelten Kindern, Bergen von Leichen und Hektolitern an Blut? Pure Entertainment-Geilheit oder Stallone's Art auf einen Konflikt hinzuweisen, der von den Medien stets vergessen wird?

Der Film ist mit seinen 91 Spielminuten sehr kompakt gehalten. Lange Pausen gibt es insofern eigentlich nicht. Schön war auch eine Traum/Albtraum-Sequenz, in der Stallone die ersten drei Filme Ausschnitt-Weise anschneidet - auch der verstorbene Richard Crenna hat somit quasi einen letzten Auftritt.

Der Faktor Gewalt ist in "John Rambo" das Hauptthema. Böse Zungen behaupten, das Drehbuch beinhaltet nur die Buchstaben G E W A L und T. Ganz falsch ist dies sicherlich nicht. Die Story mit den verschwundenen Missionaren ists nichts neues - wirkt beinahe kombiniert aus der Story des zweiten Teils "Vietnam-Gefangenenlager" und dem dritten Teil "Gefangener Freund". Doch wer interessiert sich bei diesem Geballer noch auf die Story - beziehungsweise kann sich darauf konzentrieren, wenn der Kinosaal zu beben beginnt und das Herz plötzlich in einem schnelleren Rythmus schlägt. Und, im Gegensatz zu einem anderen Dauerballer-Film, namentlich "Black Hawk Down", wurde dies in "John Rambo" auch mit der richtigen Intensität umgesetzt. Doch, was der Film dem Auge bietet, ist sehr übel und erweitert und überschreitet die Grenzen der Actionfilm-Grenze eindeutig. Kinder werden erschossen, Baby's ins Feuer geworfen, Menschen den Schweinen zum Frass vorgeworfen, Massenvergewaltigungen, zerfetzte Körper im Multipack, Gedärme fliegen wie Vögel in der Luft herum - Gewaltveranschaulichung par excellence. Wer sich ekelt, soll's nicht schauen - und wer mal wieder richtig Stallone-Action sehen will, ist mit "John Rambo" bestens, aber wirklich bestens bedient. So gekracht hat bisher noch kein Film.

Stallone's Leistung als Regisseur ist gewohnt gut. Hat er schon Rocky Balboa ein wunderbares Karriere-Ende gemeiselt, vollbringt er dasselbe auch mit John Rambo. Schauspielerisch ist es Sly auch wieder gelungen, dem Rambo eine gewisse Tiefe zu verleihen - weg von dem Trash der beiden Fortsetzungen von 1985 und 1988, zurück zu dem Veteranen des ersten Films, der damals von einem Sheriff und seinen Deputies durch die Wälder gejagt wurde, dem Rambo, der von Alpträumen gequält wurde und dem Rambo, der als absoluter Pessimist durch die Welt geht, das vollkommene Gegenteil von Rocky Balboa. Körperlich Fit wirkt Stallone, obwohl wir inzwischen wissen (als ob wir's vorher nicht gewusst haben), dass Sly da mit einigen "Kräutchen" nachgeholfen hat. Trotzdem beachtlich, was der 61jährige Darsteller hier an den Tag legt. Und als der erste Pfeil dem ersten Bösen Buben das Hirn durchlüftete, kam ein erschreckendes Grinsen über mein Gesicht... Rambo's back!

Auch der Rest des Casts war ansehnlich, Julie Benz konnte man akzeptieren, Paul Schulze, bekannt aus der Serie "24" hatte ebenfalls einen zu Beginn nervenden Charakter, der jedoch eine vielleicht nicht ganz überraschende Wende mitmacht. Die Söldner wurden ebenfalls sehr farbenfroh dargestellt. Jedoch die Bösewichter, der nette General und seine Schergen blieben farbloses Kanonenfutter der übelsten Sorte. Um so mehr freut man sich dann, wenn Stallone den Bösen Buben an die Gurgel springt (im wahrsten Sinne des Wortes....).

Schön ist aber anzusehen, wie am Ende des Films sich auch der Kreis um Rambo schliesst - eine herrliche Homage an den ersten Teil, dessen Musik (von Jerry Goldsmith) auch in Teil vier ein Höhepunkt darstellt.

Fazit: "John Rambo" ist brutalstes Actionkino. Der Film kann eine verstörende Wirkung haben für diejenigen, die mit Gewalt und Blut im Film nichts am Hut haben. Für die richtig harten Säue unter den Filmliebhabern ist "John Rambo" die Erfüllung schlechthin und mit einem weinenden Auge weiss der Kenner: "So eine Gewaltorgie werde ich vielleicht nie mehr zu sehen bekommen."

Schulnote 6.0



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