Samstag, 28. Juli 2012

NAZIS AT THE CENTER OF THE EARTH



Hätten die Nazis 1945 den Krieg nicht verloren, man mag sich nicht ausdenken, wie unser Leben jetzt aussehen würde. Robert Harris spielte mit diesem Gedanken in seinem Roman "Vaterland". Und erst vor einigen Monaten kam mit "Iron Sky" ein Trash-Streifen in die Kinos, in welchem die Nazis auf dem Mond eine Basis errichtet haben und so in unserer Gegenwart einen weiteren Versuch der Welteroberung unternehmen.

Und wie es für die Filmproduktionsbude "The Asylum" so üblich ist, kam von ihnen bereits die kostengünstig produzierte Antwort. "Nazis at the Centre of the Earth", hierzulande unter "Nazi Sky - Die Rückkehr des Bösen" im Handel...

Inhalt:
Ein Forschungsteam trifft in der Antarktis auf ein Trupp Nazi Soldaten, angeführt von Dr. Josef Mengele, welche auf einem unterirdischen Kontinent überlebt haben...

Kennt jemand Dominique Swain? Sie gehörte in den Neunzigern zu den wohl vielversprechendsten Jungdarstellerinnen Hollywoods, spielte an der Seite von Nicolas Cage und John Travolta in "Face/Off" und zusammen mit Melanie Griffith und Jeremy Irons in "Lolita". Die Voraussetzungen für eine grosse Karriere waren gegeben, mehrere Nominationen und Auszeichnungen begleiteten ihre ersten Werke.

Oder Jake Busey? Sein Vater Gary (immerhin mal nominiert worden für den Oscar und für den Golden Globe) ist den meisten wohl am ehesten ein Begriff. Die wohl fieseste Fratze Hollywoods. Nun, sein Sohn Jake ist ihm beinahe wie aus dem Gesicht geschnitten, wirkt jedoch aber nur wie die jüngere (oder günstigere) Version seines Vaters.

Ehrlich, die Story ist strunzdumm und bedient sich bei Elementen des Torture Porn mit einem geschichtlich verdrehten Science Fiction-Background. Die Schauspieler sind durch die Bank weg mies, auch die beiden genannten Darsteller Swain und Busey wirken, als würden sie in einem Laientheater mitspielen.

Zwei kaputte Karrieren - Ein guter Streifen? Geschmack ist ja bekanntlich Ansichtssache. Mir hats nicht gefallen, obwohl der Film einiges zu bieten hat, wie zum Beispiel ein UFO oder ein Robot-Hitler... Ja, genau. In der Story wurde Hitlers Kopf auf einen Roboter montiert. Ultratrash. Jedoch nimmt sich der Film zu keinem Zeitpunkt ernst, was dem Streifen doch einige Pluspunkte bescherrt. Jeder vernünftige Mensch sollte jedoch die Finger davon lassen.

Schulnote 2.5




Mittwoch, 25. Juli 2012

Trailer: MAXIMUM CONVICTION (Seagal/Austin)



Steven Seagal liess seine Filmfans lange auf dem trockenen sitzen und beschäftigte sich in den letzten zwei Jahren vorwiegend mit seinen Serien "True Justice" und "Lawman". Irgendwo fand er jedoch noch die Zeit um mit Steve Austin einen Film zu drehen - "Maximum Conviction".

Der Trailer macht überhaupt keine Laune, das Setting wirkt mies, ich erwarte nichts. 


Freitag, 20. Juli 2012

THE DARK KNIGHT RISES




Als Christopher Nolan das Batman-Franchise übernahm, wusste noch keiner, was der damalige Indie-Regisseur mit der maskierten Fledermaus vorhat. Doch nach den beiden unsäglichen Joel Schumacher-Werken "Batman Forever" und "Batman & Robin" hätte der Zuschauer doch beinahe alles „fledermäusliche“ akzeptiert, solange nicht George Clooney hinter der Maske steckt, der Batsuit keine Nippel mehr hat oder Gotham City in Neonfarben dargestellt wird. Nolan erdete die Bat-Legacy und brachte einen neuen Touch Realität in die Geschichte um den menschlichsten aller Superhelden.

"Batman Begins" war so richtig gut. Aber "The Dark Knight" streichelt die Bezeichnung Perfektion am zärtlichsten. Selten war ein Film so stimmig, der Cast so passend, der Soundtrack so treibend und die Story derart komplex dargestellt wie in diesem Film. Nein, Nolan machte sich wahrlich keinen Gefallen, den Mittelteil der Batman-Trilogie auf diesem hohen Level abgeliefert zu haben. Konnte er die Messlatte mit dem abschliessenden dritten Teil "The Dark Knight Rises" tatsächlich nochmals eine Stufe raufsetzen?

Inhalt:
Acht Jahre sind vergangen seit dem Tod Harvey Dents. Bruce Wayne (Christian Bale) hat den Batsuit an den Nagel gehängt, lebt zurückgezogen im Wayne Manor und hat nur noch mit seinem Butler Alfred (Michael Caine) so etwas wie eine familiär-freundschaftliche Bindung. Als Selina Kyle während einer Charity-Veranstaltung im Wayne Manor von Bruce beim Diebstahl einer Perlenkette seiner Mutter überrascht wird, erwacht der Multimilliardär aus seiner Lethargie. Es braucht jedoch noch das Auftauchen des Terroristen Bane (Tom Hardy) um auch Batman wiederauferstehen zu lassen...

Stunden nach der Erstsichtung wurde ich von einigen Bekannten mit Fragen nur so durchlöchert. Fragen, auf die ich natürlich keine offene Antwort geben konnte, denn wie hier versuche ich auch verbal nicht zu spoilern. Meine Lieblingsfrage ist aber "Ist TDKR denn besser als TDK?". Ich versuche den Film nun nach Punkten meiner Wahl zu analysieren.

Der Feind

Ich denke, ich stehe mit meiner Meinung nicht gänzlich alleine da, wenn ich sage, dass der Joker der grösste Gegner im Batman-Universum darstellt. Klar, da gibt es noch den Pinguin, den Riddler, Mr. Freeze und viele mehr. Aber der Joker ist outstanding. Absolut unberechenbar, ein totaler Freak und für jeden Schauspieler eine gigantische Herausforderung (wir ignorieren jetzt mal den Joker der 60ies-Show...). Jack Nicholson mimte den Joker schon grossartig. Aber was Heath Ledger vor vier Jahren auf die Leinwand zauberte, toppte ziemlich viele Schauspielleistungen auf dieser Welt. Man sagt nicht umsonst, die Rolle hat ihn das Leben gekostet. Ledger spielte Überlebensgross. Und es scheint, als hätte Ledger nicht nur seine Spuren als Darsteller hinterlassen – nein, er hängt wie die Sonne über der Nolan-Batman-Trilogie und lässt alles von seinem Antlitz erblassen. Schafft es Tom Hardy's Bane in des Jokers Fussstapfen zu treten? 

Ja und Nein. Zum einen ist dies eine unmögliche Mission. Der Joker ist nicht zu schlagen. Und zudem hat Hardy mit einem grossen Handicap zu kämpfen. Eine hässliche Maske versteckt den grössten Teil seines Gesichts, Mund und Nase sind nicht zu sehen. Hardy kompensiert dies mit seinen Augen (sein ruhiger Blick wirkt einschüchternd), seinem unerschütterlich-wirkenden Auftreten, seiner Physis (er trainierte sich 14 Kilo Muskelmasse an und wirkt wie eine fleischgewordene Kampfmaschine) und einer tiefen Charakterstimme, bei welcher Batman im Vergleich wie ein Bee Gee wirkt. Und um nochmals den Vergleich mit dem Joker zu wählen, Bane ist klar der Mann fürs Grobe und wirkt auf Batman in jeder Hinsicht überlegen. Irgendwie der böse Mr. T der Batman-Reihe. Passt.

Der Held

Musste Christian Bale in TDK eher im Hintergrund wirken, befindet er sich hier wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ohne viel über die Story preiszugeben, Bale spielt Wayne in allen Stadien des Films absolut authentisch und musste sich hier nicht mehr schauspielerisch hinter einem Joker einordnen. Bale ist Batman.

Die Katze

Anne Hathaway spielt Selina Kyle - den Fans auch als Catwoman bekannt. Als die ersten Bilder der Darsteller in ihren Kostümen das Internet eroberten, war das Catwomen-Outfit ein grosser Dorn im Auge der Anhänger. Jedoch, wie für Nolan typisch, ist Selina Kyle keine schnurrende Michelle Pfeiffer-Ablegerin, sondern eine einfache Diebin mit erweiterten Fähigkeiten. Ihr Outfit wirkt übrigens alles andere als lächerlich, sondern wirkt wie der Batsuite einfach und simpel - und zudem äusserst kurvenbetonend. Hathaway macht jedoch nicht nur optisch einen guten Eindruck, sondern kann einige Szenen für sich verbuchen, welche von ihr absolut dominiert wurden und teilweise die düstere Stimmung ein wenig aufgelockert haben.

Die alten Hasen

Gary Oldman spielt James Gordon grundsolide wie immer. Er ist der aufrechte Polizist, der Mann, dem das Publikum vertraut. Wie immer wunderbar in Szene gesetzt von Nolan. Michael Caine ist und bleibt ein mehr als nur wertvoller Standpfeiler der Nolan-Batmans. Seine feine englische Art, vermischt mit dem auflockernden Humor und vorallem die Dialoge zwischen Alfred und Bruce Wayne, gehören zu den eher stillen Highlights. Morgan Freeman hat geschätzt etwa gleich viel (oder gleich wenig) Screentime wie Caine, aber die Dialoge mit ihm sind leider eher einfacherer Natur. Wiederrum ein eher kleiner Auftritt hat Cilian Murphy. Aber immerhin ist Scarecrow mit von der Partie. Und auch Liam Neeson bekommt noch einen Kurzauftritt.

Die Grünschnäbel

Jedesmal, wenn ich Matthew Modine in einem Film erblicke, denke ich automatisch an seine Figur des Private Joker (haha...) zurück, welche er im Anti-Kriegsfilm "Full Metal Jacket" verkörperte. Für mich ist Modine Joker. Jetzt, einige Jahre älter, spielt er Deputy Commissioner Foley und macht diesen Job ganz gut. Schön, hat man mit Modine ein weiteres bekanntes Gesicht an Bord holen können. Joseph Gordon-Levitt spielt den jungen Polizist John Blake und hat eine äusserst grosszügige Rolle auf den Leib geschrieben bekommen, geschätzt mit mehr Screentime als Caine und Oldman zusammen. Keine Kritik, denn Blake's Rolle macht Sinn und er wurde gut in die Story eingefügt. Marion Cotillard als Miranda empfand ich als akzeptabel - nicht mehr, nicht weniger.

Die Action

Zu vergleichen, ob TDK oder TDKR mehr Actionszenen aufweist, ist mir effektiv zu doof. Wer Filme nur nach dem "höher, schneller, besser, lauter"-Prinzip bewertet, soll doch weiterhin auf diverse Michael Bay-Filme der Neuzeit setzen. TDKR ist kein reines Actionspektakel. Man nehme Thriller, Drama, Epos, eine minimale Prise Humor und eine gute Handvoll Action und fertig ist TDKR. Aber, es ist erlaubt zu sagen, es kracht gewaltig.

Die Schwächen

Mit einer Laufzeit von 164 Minuten darf man gerne eine etwas erweiterte Story erwarten. Eventuell hat Nolan es leicht übertrieben und ein paar Charaktere zuviel auf das Publikum losgelassen. Zudem gab es einige Szenenabläufe, bei welchen ich brutal grinsen und mich fragen musste, ob da der Editor vielleicht ein- oder zweimal geschlafen hat.

Fazit: "The Dark Knight Rises" ist ein grandioser Abschluss der Batman-Trilogie von Christopher Nolan. Jedoch, der Film kann nur verlieren, geht man mit der Erwartungshaltung ins Kino, einen noch besseren Streifen als "The Dark Knight" zu sehen. Mir lief während "TDKR" mehrmals ein kalter Schauer über den Rücken - das beste Anzeichen, dass auf der Leinwand ganz grosses zu sehen ist und nicht nur eine sinnlose Zerstörungsorgie unsere Augen besudelt. Ein ganz grosser Film - eine faszinierende Trilogie. Danke Nolan, danke! 

Schulnote 6.0


Dienstag, 3. Juli 2012

THE RAID


Hand aufs Herz. Wer findet auf einer Weltkarte Indonesien innerhalb von 5 Sekunden? Ich! Aber auch nur nachdem ich "The Raid" gesehen habe...

Inhalt:
Ein 20köpfiges SWAT-Team hat den Auftrag ein Hochhaus zu stürmen, welches unter Kontrolle des Gangsterbosses Tama steht. Leise nehmen die Cops Stockwerk um Stockwerk ein, bis Alarm geschlagen wird und Tama die kriminellen Elemente des Blocks auf die Polizisten hetzt. Ein brutaler Kampf ums Überleben beginnt, doch den Gesetzeshütern geht langsam die Munition aus...

Indonesien. Hauptstadt Jakarta, Telefonvorwahl +62, Staatswährung Rupiah, 237 Millionen Einwohner... darunter der Waliser Gareth Evans, seines Zeichens Regisseur.

Als der thailändische Film "Ong Bak" vor bald einem Jahrzehnt Martial Arts-Maschine Tony Jaa zum ultimativen Actionstar des neuen Jahrtausends hochhievte, war dies für Freunde des Actionfilms wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Die Thailänder zeigten Hollywood, was Stunts wirklich sind. "Ong Bak" und "Tom Yum Goong" sind immer noch überstyltes und krachendes Actionkino der Superlative - und Tony Jaa wäre noch immer auf dem Thron des neuen asiatischen Martial Arts-Kinos, wären da nicht die beiden unsäglichen "Ong Bak"-Fortsetzungen, welche Jaa weit unter seinem Wert verkauft haben. Der empfindliche Jaa nahm sich diese Niederlage sehr zu Herzen, gab die inoffizielle Position des Martial Arts-Kino-König wieder frei und zog sich zurück in ein buddhistisches Kloster.

Iko Uwais ist der Hauptdarsteller im vorliegenden Streifen "The Raid". Mit zehn Jahren begann Iko mit Silat, Überbegriff für die Kampfkünste des Malaiischen Archipels. Als Regisseur Evans im Jahr 2007 eine Dokumentation über Silat drehte, lernte er Uwais kennen und verpflichtete ihn zwei Jahre später für den Actionfilm "Merantau", ein mir auch noch unbekanntes Werk. Uwais, der bis anhin für eine Telekommunikationsfirma arbeitete, kündete seinen Job und arbeitet seit 2009 für Evans Filmproduktionsfirma. "The Raid" ist der zweite Langfilm dieses ungleichen Duos.

Ein Film, der sich einen Dreck um Charakterentwicklung dreht, dem ein ziemlich hahnebüchenes Drehbuch geschrieben wurde und dessen Hauptaugenmerk auf Bad Guys vs. Good Guys liegt - so ein Film hat definitiv Potential. Sofern der Regisseur es versteht die Story so voranzutreiben, dass dem Zuschauer die immensen Logiklöcher total egal werden. In "The Raid" klappt dies vorzüglich. Beginnt der Film noch mit einer ruhigen Szene, in welcher Iko Uwais' Charakter Rama sich von seiner hochschwangeren Frau verabschiedet, gehts direkt rein in den SWAT-Transporter und die Cops und die Zuschauer werden über die kommende Mission informiert. Wir erfahren auch, dass Rama der jüngste Cop des Teams ist und in den Augen des Einsatzleiters deswegen auch ein Risikofaktor für das Team darstellt. Nach gut zehn Filmminuten befinden wir und SWAT uns bereits im Hochhaus und der blutige Adrenalinkick beginnt.

Die ersten vierzig Filmminuten bestehen dann auch grösstenteils aus üblen Schusswechseln. Äusserst explizit dargestellt, treten Kugeln in Körper von Gut und Böse ein. Da fliegt auch schon mal ein Kopf weg - echt nichts für schwache Gemüter. Um noch etwas Realismus ins Drehbuch zu bringen, sieht sich unser Team (oder was davon noch nicht im "Zehn kleine Jägermeister"-Verfahren abgemurkst wurde) bald mit der brutalen Filmwirklichkeit konfrontiert, keine Munition mehr zu haben. Kein Problem, liegen ja genug Messer, Macheten und sonstige Gegenstände herum, mit welcher man die Seiten der Guten und Bösen noch ein wenig dezimieren kann. Etwas anderes passiert in diesem Film eigentlich nicht. Der Bodycount schiesst in Mount Everest'sche Höhen. Und doch unterhält das Geschehen so dermassen gut, man will den Film nicht stoppen, man will die Augen nicht vom Screen nehmen, denn Gareth Evans hat dem Film ein Tempo mitgegeben, welches man einfach nicht abbremsen lassen will.

Trotz minimaler Kampfkunst-Erfahrung und definitiv mehr theoretischem als praktischem Wissen über die Kriegskünste weltweit, Silat war mir eine total unbekannte Kampfkunst und macht auf mich zumindenst optisch den Eindruck dem Muay Thai nicht unähnlich zu sein, wirkt nicht schön oder Posen zelebrierend, aber brutal effektiv. Und mit Iko Uwais ist genau der richtige Mann der filmische Vorzeigekämpfer für Silat. Denn Uwais bringt nicht nur unglaubliche Kampffertigkeiten mit sich, sondern auch eine ungeheure Leinwandpräsenz, welche in diesem Genre einfach Gold wert ist. Man nimmt ihm die Ernsthaftigkeit seiner Rolle jederzeit ab und er wirkt schauspielerisch keineswegs unerfahren, obwohl er hier natürlich nicht den Shakespeare geben muss, sondern nur der Figur Rama ihre Konturen verleihen. Auch der Rest des Casts macht einen soliden Job.

Die Hand-to-Hand Kampfszenen spielen sich ausschliesslich in den Wohnungen, Gängen und sonstigen Räumen dieses alten und hässlichen Hochhauses ab. Wer auf so engem Raum Fightszenen dreht, ist auf einen richtig guten Choreographen angewiesen. In Yayan Ruhian hat der Regisseur diesen auch gefunden - und mehr als das - Ruhian spielt auch Mad Dog, einen der Bodyguards des grossen Bösewichts, und liefert sich mit Rama gegen Filmende einen mehrminütigen Kampf, welcher den Zuschauer definitiv mit offenem Mund dasitzen lässt. 

Der Soundtrack ist vielleicht nicht das Herz eines Films, aber zumindest die Lunge. Und damit "The Raid" die Luft nicht ausgeht, hat man als Komponist Linkin Park-Sänger Mike Shinoda an Bord geholt. Eine gute Entscheidung, denn der pulsierende Soundtrack half mit, dem Zuschauer fast keine Minute Erholung zu gönnen. Mission Score: Accomplished.

Wenn man bei "The Raid" unbedingt noch eine Schwäche suchen will, dann findet man diese beim Setting. Gareth Evans plante eigentlich ein wesentlich grösseres Budget für seinen Film ein und musste sich schlussendlich mit etwas mehr als nur einer Million US-Dollar zufrieden geben (jeder zweite Hollywood-Kracher kostet etwa das hundertfache - so als Vergleich). Und in Anbetracht dessen, muss man vor Evans und seinem Team einfach den Hut ziehen. Unter diesen Bedingungen ein Actionbrett dieser Art abzuliefern, das ist einfach nur Klasse.

Der Film läuft am 12. Juli 2012 in den deutschen Kinos an. Für die Schweiz rechne ich (mal wieder...) nur mit einem DVD-Release.

Fazit: "The Raid" ist zweifellos DER Actionfilm des Jahres. Jetzt weiss ich wieder, warum ich im Actionkino zu Hause bin.

Schulnote 6.0




Sonntag, 1. Juli 2012

SCHULE


Dieses von Kratzern übersäte und verstaubte Jewelcase ist noch dasselbe wie damals im Jahr 2000. Und es hat weiss Gott was alles gesehen und erlebt, wurde als Bieruntersetzer missbraucht und ich könnt schwören, aus mir komplett unerfindlichen Gründen kommt mir beim Öffnen des Cases ein seltsamer Geschmack entgegen, welcher nur von einer bestimmten Pflanzengattung stammen kann...

Inhalt:
Der letzte Schultag von Markus beginnt gleich mit einem Schockerlebnis sondergleichen. Am Lokalradio lässt ihn seine Freundin Sandra mit seinem Kosenamen "Schnubbi" grüssen. Derweil hat Dirk seine eigenen Probleme und muss unbedingt seine Mathe-Abschlussprüfung bestehen. Andre will zwar eigentlich seine Freundin zurück, poppt jedoch immer noch wild in der Gegend rum. Der Kiffer Steven ist einfach nur high und wurde von der Armee ausgemustert und Schulabgänger und Bad Boy vom Dienst Stone hat es wiederum auf Sandra abgesehen. Es ist definitiv Schulzeit.

Der Kiffer, der Streber, das Dummchen, der Fremdgeher, der Dicke, der Türke, der etwas unsichere Normalo, die grosse Schwester, die nette Kollegin - so in etwa sind die Charaktere in dem Film "Schule" zu benennen. Charaktere, die wir schon bei der Erstsicht zu kennen scheinen. Kein Wunder, jeder hatte doch einen sandalentragenden Streber mit Brille und Bart in seiner Klasse sitzen. Jeder hatte eine hübsche, jedoch miesgelaunte Spassbremse irgendwo neben sich sitzen. Und jeder von uns versuchte sich irgendwie durch seine Prüfungen zu mogeln.

Die Charaktere machen den Film aus. Es sind nicht einzelne Gags, welche als Highlights im Gedächtnis haften bleiben sondern eher diese Szenen unter Freunden, welche uns doch so vertraut vorkommen, die Diskussionen über Frauen und Träume, das gemeinsame Seekiffen, der Zusammenhalt unter Schulkameraden, etc. Der Film wirkt beinahe wie eine Dokumentation, nicht wie ein Film, so aus dem Leben gegriffen wirkt die Story auf den Zuschauer. Jedoch wäre diese Atmosphäre nicht möglich gewesen, hätte der Film nicht so einen sensationellen Cast bekommen. Daniel Brühl konnte hier seine erste grosse Hauptrolle verbuchen. Auch Axel Stein, Jasmin Schwiers, Niels-Bruno Schmidt oder Bettina Zimmermann sind ebenso mit von der Partie und machen allesamt einen richtig guten Job.

Es ist schade, wirbt das Cover des Film mit Vergleichen zu "American Pie" oder "Harte Jungs", denn Regisseur Marco Petry hat mit seinem ersten Langfilm zwar auch eine Komödie geschaffen, jedoch eine, welche über Titten-Muschi-Sperma-Fick-Bier-Kiff-Kotz-Humor hinausgeht. Petry hat es geschafft, die Zukunftsängste, die Unsicherheit und die Findung der eigenen Persönlichkeit und den Aspekt der Freundschaft auf einen Nenner zu bringen.

Unterstrichen wird die Atmosphäre des Films von einem Soundtrack, der zum grössten Teil aus Songs von Selig-Sänger Jan Plewka besteht und mir auch nach zwölf Jahren noch immer im Gehör hängt.

Fazit: "Schule" ist Nostalgie pur. Der perfekte deutsche Coming of Age-Film und für mich eines der besten deutschen Werke überhaupt.

Schulnote 6.0