Mittwoch, 3. Oktober 2007

TELL


Das neue Zugpferd des CH-Films... der Geschichte unseres Nationalhelden...

... eigentlich müsste ich hier ein Warnschild reinpappen. Solltest du unter 18 sein, bitte nicht weiterlesen, denn hier stehen filmische Grausamkeiten sondergleichen...

Inhalt:
Im Jahr 1291 ist Wilhelm Tell in den helvetischen Bergen unterwegs und verkauft Damenkosmetik mit Nebenwirkungen. Mit dabei hat er die Heidi (ja, genau, DIE Heidi..), welche eines Tages nach Italien aufbricht, um sich in Italien die Brüste richten zu lassen. Zur selben Zeit sind auf der Rütliwiese einige Eidgenossen zusammengekommen, um endlich den Rütlischwur zu leisten. Jedoch werden diese ständig von ihren Ehefrauen beim Schwören unterbrochen. Der Tourist Schiller ist ebenfalls mit von der Partie und schreibt seine Erlebnisse auf. Um die Freiheit des Volkes zu erreichen, schicken die Eidgenossen den Tell zum Schloss von Landvogt Gessler. Sein Auftrag: Ins Schloss reinkommen und dort dann in wenigen Tagen die Errichtung des Haupttores verhindern. Warum Tell? Weil er der einzige ist, den die Wachen in die Festung lassen - denn... Tell ist Österreicher... (ja genau...) und die Eidgenossen bieten Tell als Belohnung den Schweizer Pass an, das, was Tell seit seiner Geburt anstrebt..

Die ersten 5 Minuten waren überzeugend. Das Geschehen wirkte modern gefilmt, mit einem Touch "Herr der Ringe"-Optik, der Score war mächtig und das Intro war aberwitzig. Dann fing das ganze jedoch an. Um mal weiter auszuholen - Hollywood hat in den letzten Jahren mehrere Filme rausgebracht, die ganze Genres aufs Korn nehmen - die Scary Movie-Reihe, Shaun of the dead, Hot Fuzz, u.a. Nicht alle Filme waren wirklich gut - aber man hatte immer seine Lacher in den Filmen. Hier, bei Tell allerdings... meine Mundwinkel haben sich ein paar wenige Mal sogar kurz verzogen - aber da gabs echt nichts zu lachen. Die Geschichte versuchte zwanghaft witzig zu sein. Und, eigentlich sollte sie das auch. Die Schauspieler Müller, Stein, Tramitz und Vock stehen ja für Brüller und Humor. Doch die Story lässt eine Entfaltung des Humors dieser Herren einfach nicht zu.

Mike Müller spielt den Tell ganz souverän. Ihm mache ich nicht den geringsten Vorwurf. Er hat einige Schmunzler auf seinem Konto - jedoch nicht wegen seiner Dialoge, sondern wegen seinem Look. Ich dachte mehrmals, ich sehe den Bud Spencer der 60er Jahre, anstelle von Mike Müller auf der Leinwand. Axel Stein nervte total. Hätte der nicht mal die Fresse halten können? Ich zweifle nicht an Stein's Schauspielkünsten - seine glaubwürdigste Rolle hatte er meines Erachtens damals im deutschen Film "Schule" - jedoch sein rumgezappel kann man echt nur in Sketchs ertragen. Christian Tramitz spielte mit der Ausstrahlung einer H&M-Puppe und von Erich Vock bekam man nicht viel zu sehen.

Frauen mit Damenbart - Heidi mit aufgepolsterten Titten - ein Alpöhi, der es mit der Ziege treibt - Der CH-Franken existiert natürlich auch schon - Cumulus-Karte gibts auch schon - Tell ist ein Österreicher - Axel Stein ein Eskimo-Prinz - "Munkeli" werden für 85 Rappen verkauft... Liegts an Regisseur Mike Eschmann, der ja schon "Breakout" zu verantworten hat? Ist er der Schweizer Bruder von Uwe Boll? Aber, andererseits hat er auch den schweizer Publikumshit "Achtung, Fertig, Charlie!" auf seinem Konto...

Ich habe echt nix gegen Komödien - und noch weniger, wenn mal eine Geschichte durch den Kakao gezogen wird. Aber... Tell... das ist weder witzig, noch anstössig, noch beleidigend.. nee.. es ist einfach eine brutale Frechheit, diesen Film überhaupt in die Kinos zu bringen.

Und, die Frage herrscht, hat hier die Staatliche Kulturförderung diesen Schund etwa noch mitfinanziert?? Das wäre der wohl grösste Skandal der CH-Filmgeschichte, gibt es doch in der Schweiz genug junge Filmemacher, die auf einen Bruchteil dieses Geldes angewiesen wären, um einen RICHTIGEN Film produzieren zu können.

Fazit: Ich bin seit 1997 ein sehr regelmässiger Kinogänger - jedoch ist Tell mit Abstand das schlechteste, was mir im Kino bisher vor die Augen kam. Nur der Film "Joystick Nation", den ich auf DVD hab, war noch grottiger. Pluspunkte des Films, Landschaft, Technik, Score - reicht jedoch nicht, um das grosse Minus, nämlich die Story, wieder aufzuheben.

Schulnote 1.5

Die Schweizer Filmszene liegt auf der Intensivpflegestation - Zustand: Kritisch




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