Mittwoch, 22. Dezember 2010

Guestreview: SAW 3D (by Raven)


Mein verehrter Kollege von Raven's Reviews ist heute der erste und evtl. auch einzige Guestreviewer, dessen Text auf meinem Blog in Pixel gemeiselt wird. Da der gute Raven zur Zeit in einem extrem zeitraubenden Studium steckt, ist seine Site vorübergehend in Stillstand. Umso mehr schätze ich sein temporäres Comeback für die Filmreihe seines Lebens.

Grüsse

DomPatHug


SAW 3D (Guest Review by Raven's Reviews / The Mac 79)

Als eingefleischter SAW Fan der zweiten Stunde habe ich mich seit dem kühlen Sonntagnachmittag in den letzten Wintertagen des Jahres 2005 an welchem ich erstmals auf SAW aufmerksam wurde, auf jenen Moment gefreut in dem das ganze Bild über die Story des John Kramer endgültig aufgeklärt sein würde.

Vorgeschichte – Hintergründe zur Produktion

Daraufhin folgte jedes Jahr pünktlich (in USA) zu Halloween die nächste Episode eines Films der zwar jeweils auch eine eigenständige Story bot, aber immer auch die interessante und clevere Gesamtstoryline weitertrieb. Ich hatte fast (Damn you, SAW IV) jedes Jahr meine Freude daran und so wurde mir auch leicht mulmig als es letzten April hiess „that’s about it“.

Nichtsdestotrotz habe ich mich auf das grosse Finale gefreut in welchem zuguterletzt alles einen Sinn geben sollte. SAW zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass in einer neuen Folge immer wieder einzelne vorangegangene Schlüsselelemente in einem vollkommen neuen Licht dargestellt wurden. So hat sich über die Jahre eine Rätselcommunity herausgebildet, die sich weniger auf den in der Öffentlichkeit vieldiskutierten blutgehalt der Filme sondern auf die Auflösung der Handlung fixierte.

Leider stand aber dieser letzte Film von Beginn an unter einem schlechten Stern:

Kevin Greutert, der Regisseur von SAW VI hatte offensichtlich einen so guten Job gemacht, dass er kurzerhand von den Machern von Paranormal Activity 2 angeheuert wurde. Lionsgate hatte schon dort einen gravierenden strategischen Fehler begangen, denn anstatt Greutert im guten ziehen zu lassen, wurde er gemäss Vertrag vom Set von Paranormal Activity 2 mit dem Hubschrauber mehr oder weniger unfreiwillig zur Produktion von SAW ausgeflogen.


Auch der dümmste Fussballlaie weiss, dass man selbst den besten Stürmer ziehen lassen muss, wenn dieser Zuhause nicht mehr glücklich ist. So berichtet Kevin dann während der Produktionsphase regelmässig auf seinem Blog, wie sehr es ihn graust weitere Leute beim Foltern inszenieren zu müssen und jetzt das Beste draus zu machen, auch wenn er Nachts kaum mehr schlafen kann. Was dem Film schliesslich auch nicht mehr geholfen hat, war die Tatsache dass das Skript aufgrund kreativer Differenzen eine Woche vor Filmstart noch einmal kräftig umgeschrieben werden musste.

Schon allein die Verlagerung auf 3D und der starke Fokus auf das uns allen geliebte Gimmick liess darauf schliessen dass hier der Schwerpunkt für den letzten Film deutlich auf die visuellen Effekte umgelagert wird. Doch nicht genug, es scheint als wollte Lionsgate hier auch ganz sicher gehen und zerstörte einen Teil der Story bereits im Vorfeld durch die öffentliche Ankündigung der Rückkehr von Cary Elwes, des seit nun 5 Filmen schmerzlich vermissten Doctor Gordon. Die Rückkehr Gordon’s bzw. dessen Verbleib in der Serie ist seit seinem Verschwinden nach dem ersten Teil ein jahrelanges Rätsel, das sich hartnäckig gehalten hat. Hätte niemand gewusst, dass Cary Elwes zurückkehrt, wären die Fans gleich bei der ersten Szene von SAW 3D komplett aus dem Häuschen geraten. Da man diese Tatsache allerdings vorher breit in den Medien gestreut hat, war die Eröffnungsszene von SAW 3D genauso verschenkt wie manch andere verpasste Gelegenheit, die noch folgen würde. Es ist dies ein Testament dafür, dass diese Serie von ihren Machern nunmehr nur noch totgemolken wird. Es mag ehrliche und treue Fans geben, irgendwo da draussen – die Produzenten aber gehören jedenfalls nicht dazu.

SAW 3D – der Film

Im Folgenden wird nun der Film SAW 3D beleuchtet. Da es zu viel darüber zu berichten gibt, das Spoiler voraussetzt, wird es an dieser Stelle 2 Reviews geben – eines mit und eines ohne Spoiler.

*Spoiler Review*

SAW 3D beginnt mit einem grossen Knall. Der Film setzt gekonnt direkt nach den Ereignissen von SAW 1 ein. Endlich ist der lange vermisste Doctor Gordon zu sehen und es wird klar gezeigt dass er aufgrund seiner medizinischen Ausbildung sogar in mehr oder weniger plausibler Weise überlebt hat. Die nächste Szene schwenkt aber bereits wieder auf die Endsequenz in SAW VI zurück und setzt dort ein. Nach diesen wenigen Minuten Haupthandlung wird bereits auf die neue eigenständige Story gewechselt. Die Eröffnungsfalle ist wie immer eine der besten des Films. Diesmal in der Öffentlichkeit ausgetragen hat sie einen atmosphärisch ganz neuen Touch, welcher der Franchise deutlich gut steht. Auffallend ist bereits in der ersten Falle, dass die Tonbänder nicht mehr von John Kramer stammen – Es ist deutlich die Stimme Hoffmann’s zu hören. Leider ist dies aber auch die einzige Falle des Films, die im Sinne John Kramers geführt wird. Sprich: Es ist den Partizipanten realistisch möglich die Falle zu überleben. Was diesen ersten hoffnungsvollen Minuten folgt ist allerdings traurig:

Die Filmstoryline dreht sich um den Betrüger Bobby Daggen, der behauptet er hätte eine Jigsaw Falle überlebt. Dieser führt in der Folge eine grossangelegte Selbsthilfe-Kampagne und schreibt Bücher. Da dies alles noch in der Zeit von John Kramer passiert ist dieser selbstverständlich ziemlich angeschmiert, da ihm klar ist, dass Bobby bislang nicht zu seinen Patienten zählte. So beschliesst John, Bobby ein richtiges Spiel zu liefern. Die Ausführung dieses Spiels durch Hoffmann und die Story von Bobby Daggen sind zwar clever ausgeführt, dennoch ist es lediglich ein Vehikel dafür den Fans das zu geben, was sie der Meinung der Produzenten nach offensichtlich am meisten wollten: 11 Jigsaw Fallen werden in fast unerträglichem Tempo beinahe back-to-back abgespult. Die Story geht zwar konsequent weiter, ist aber noch mehr als in den Nebenhandlungen der anderen Fortsetzungen ein reiner Fallenträger. Schlimmer noch ist, dass die Opfer allesamt draufgehen. John’s Spiel, in welchem immer mal wieder jemand davonkam scheint vollkommen gegessen zu sein. Klar sind die Anweisungen zur Rettung der Opfer vorhanden, aber die Story schreibt konsequent den höchstmöglichen death toll vor.

Dazwischen wird Hoffman gezeigt, der zwar ebenfalls einige interessante Turns nimmt, aber wenig mehr ist als der Henker von Jill.

Die Hauptstory, deren Auflösung den Fans für diesen Film versprochen wurde, setzt dann wieder 10 Minuten vor dem Ende ein. Ganz kurz und knapp wird erklärt, dass Gordon seit Ende des ersten Films ein Komplize war und sämtliche chirurgischen Eingriffe der Franchise von ihm stammten. Eine These, die in Fankreisen schon seit einem Hinweis darauf in SAW II diskutiert wird und die an mangelnder Originalität kaum mehr zu überbieten war. Überdies war er John’s Rückversicherung um nach seinem Ableben nach Jill zu sehen. Was zur Folge hat, dass er sofort einschreitet, wenn ihr etwas geschieht. Da es sich Hoffman nicht nehmen lässt, Jill mittels reverse bear trap zu entsorgen, tritt der gute Doc gleich im Anschluss in Aktion und sperrt den bösen Jungen in den Baderaum aus SAW 1 und schliesst die Tür. Game Over ? Bei weitem nicht – die Tür steht nämlich Sperrangelweit offen für SAW 8 – Gordon lebt – und bringt seinerseits zwei ganz neue, vermummte Komplizen mit. Auch Hoffman ist sogar noch weiter weg davon, tot zu sein als in SAW VI … (wir erinnern uns – ausser Adam ist noch jeder lebend aus dem Badezimmer gekommen…).

*Spoiler-Free Review und Fazit*

SAW 3D ist ein guter, eigenständiger Film. Es handelt sich um die Story des Jigsaw-Überlebenden Bobby Daggen, der mit seiner Geschichte viel Geld gemacht hat, aber schlussendlich wieder in einer Falle landet. Dieser Film hätte als Franchise-Mittelstück gut funktionieren können. Meiner Meinung nach wäre er sogar gut geeignet gewesen um ihn zusammen mit SAW IV zu schneiden, da dieser mehr oder weniger überflüssig war. Die Story dient auch als gute Begründung, warum 11 Fallen abgespult werden. Was den Film allerdings zum Scheitern verurteilt ist, dass es das grosse Finale sein sollte. Dieser Film ist kein furioses Finale sondern maximal ein sterbendes Röcheln. Die Produzenten haben klar bewiesen, dass sie keine Ahnung davon haben, was die Fans (und ich kenne viele davon) wirklich wollten – einen überzeugenden Schluss für die Hauptstoryline. Dieser wurde bei weitem nicht geliefert. Ich wage es zu behaupten dass ein Grossteil der Fans die ich kenne während einer Mittagspause auf einem Bierdeckel ein besseres Ende als dieses locker zusammengesponnen hätten. Ich denke das Publikum hat auch im Vorfeld das Recht zwei Details zu erfahren

*mild Spoiler*

Sowohl Tobin Bell als auch Cary Elwes werden als Zugpferde für dieses grandiose Finale gepriesen – beide haben kaum mehr als ein Cameo – die Jigsaw Szene in diesem Film ist zwar genial, aber dauert gute 2 Minuten. Cary Elwes ist nicht viel länger zu sehen und hätte für diese Dauer auch gut durch einen günstigeren Schauspieler ersetzt werden können, so hätte man jedenfalls ein wenig mehr Budget für die diesmal echt grenzwertigen Gore-Effekte gehabt – denn wenn man schon Gore bieten will, dann sollte man darauf achten, dass die Leichen nicht wie Crash-Test-Dummies aussehen.

*mild Spoiler end*

Fazit: SAW 3D ist kein würdiges Ende für SAW – als Mittelstück hätte er durchaus dienen können, als grossartiges Finale mit überraschendem Twist und dem letzten wiedersehen mit bekannten und beliebten Charakteren war es einfach nur Mist.

Benotung nach DomPatHug's System

- Story des Films (Bobby Daggen): 4.5
- Als SAW Finale: 2.0

- Overall rating: 3.5

*Game Over*

"SAW 3D" on IMDB.COM
"SAW 3D" on OFDB.DE
"SAW 3D" on MOVIEPILOT.DE

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