Donnerstag, 15. November 2007

THE FOREIGNER



"Exotische Schauplätze, explosive Spannung - der King of Action fesselt Sie in diesem atemberaubenden Thriller an Ihren Sitz" - So wirbt die Rückseite der DVD (Jahr 2002) "The Foreigner" für den Film. Na, hört sich doch gut an. Und da es sich um einen Steven Seagal-Film handelt, erwartete ich voller Freude einen Film voller Action, mit vielen gebrochenen Knochen, verdrehten Gelenken und einem Seagal in Hau-Drauf-Freude.

Inhalt:
Steven Seagal ist Jonathan Cold - knallhart und mit allen Wassern gewaschen. Wer sich in seine gefährliche Welt wagt, riskiert dabei sein Leben. Als Cold den Auftrag übernimmt, ein geheimnisvolles Päckchen von Frankreich nach Deutschland zu transportieren, gerät er in einen Strudel aus Politkorruption und Mord und muss gegen ein paar ausgesprochen rücksichtslose Typen antreten. Diese skrupellosen Killer sind offenbar zum Äussersten entschlossen zu verhindern, dass Cold das Paket bei seinem rechtmässigen Empfänger abliefert. Allerdings finden sie ziemlich schnell heraus, dass es keine gute Idee ist, sich Cold in den Weg zu stellen...

Was sich echt nach einem Seagal-Streifen mit halbwegs interessantem Plot anhört, stellt sich heraus als der Anfang vom Ende der grossen Kino-Ära des Steven Seagal. Hatte er ein Jahr zuvor noch sein erfolgreiches Kino-Comeback mit "Exit Wounds" abgeliefert und daraufhin auch noch "Half Past Dead" in einige Kinos bringen können, gehts jetzt als first release direkt auf die Silberscheibe.

Frankreich, Deutschland... Seagal goes Bond? Von wegen... es geht in die hintersten Ecken Polens - dort, zwischen alten Ruinen, Bauernhöfen und Polnischen Dörfern (welche dem Zuschauer als deutsche Stadt "Terminus" verkauft werden) geht es zur Sache. Naja.. zur Sache gehen ist so eine Sache... Da stampfen diverse Schauspieler mit der Ausstrahlung eines vorgestern geöffneten Biers durch die Gegend und labbern was über ein Paket - jemand stirbt - eine neue Gruppierung ist hinter dem Paket her - dann stirbt wieder jemand - dann kommt Seagal - wieder stirbt jemand ... jedoch viel Sinn macht das ganze nicht.

Speziell zu erwähnen ist eine Szene, in der der Killer Max sich in eine Villa einschleicht, das unschuldige Hauspersonal dezimiert, nur um anschliessend gemütlich trabend durch die Vordertüre wieder ins Freie zu gelangen - Sinn und Logik?? Hallo?? Wo bleibt ihr zwei?? Steven Seagal selbst wirkt in diesem Film alles andere als motiviert. Hat er doch schon in "
GlimmerMan" (1996) ein kleines Bäuchlein präsentiert, dies jedoch für "Exit Wounds" wieder abtrainiert, präsentiert er uns nun schon ein grösseres Bäuchlein. Ja, sogar sein Markenzeiche, der Rossschwanz, der bei den Genickbrüchen immer so schön in der Gegend rumschwang, ist verschwunden und musste einer hässlichen Matte weichen.

Die Stärke alter Seagalfilme war die sogenannte Seagal-Formel, welche zwar nicht in allen guten Filmen Anwendung fand, jedoch eine Garantie für einen guten Seagalstreifen war. Nicht alle Formelgesetze müssen befolgt werden, jedoch die meisten - und dann ist ein ordentlicher Kracher eigentlich garantiert.

Die Seagalformel

Der Filmtitel muss aus 3 Worten bestehen (-> "Above the Law", "Marked for Death", "Out for Justice", "On Deadly Ground", "Hard to Kill", etc.). Seagal's Charakter muss entweder Cop/Ex-Cop, CIA/FBI-Agent, Navy Seal/Marine oder Koch sein. Storymässig muss jemand, der Seagal nahe steht, getötet, schwer verletzt oder in ärgste Gefahr gebracht werden. Das Filmcover muss Seagal mit einer Pistole im Anschlag zeigen.

Die Seagalformel wurde hier nur minimal befolgt. Steven ist mit Pistole im Anschlag auf dem DVD-Cover zu bewundern. Joa, und er war Freelance-Agent des CIA. Aber ansonsten war nichts Seagalmässiges in dem Film. Die Story war unklarer als die Stadionluft, wenn Basel auf Zürich trifft und es ist allgemein ein schlechtes Zeichen, wenn nach dem Ende eines Filmes zuerst mal die Augen gerieben werden, gegähnt wird und man sich fragt "hä, um was gings da eben? Warum musste Seagal den einen Typen viermal umbringen (hat ihn erschossen, erstochen, in die Luft gejagt - der stand immer wieder auf!)?"

Das gute Actionfilme oscarmässige Story's benötigen um wirklich gut zu sein, stimmt natürlich nicht. Die Story muss eher Simpel sein, Emotionen wecken und auf den Punkt kommen. Dies alles macht "The Foreigner" in keinster Weise.

Regisseur Michael Oblowitz (Mit Betonung auf Witz...) verdient eigentlich einen Tritt in den Hintern für diesen Film. Verwunderlich ist jedoch, dass sich der Film auf DVD extrem gut verkauft hat - was jedoch keinem von mir gelesenen Review/Rating entspricht, das von einer gesund-denkenden Person geschrieben wurde. Noch 2003 drehte Seagal mit Oblowitz als Regisseur seinen nächsten Film "Our for a Kill", der einen Zacken besser war, jedoch immer noch Meilenweit weg von einem ordentlichen Film.

Mit Foreigner gings mit Steven Seagal definitiv abwärts. Und bis jetzt schaffte es Steven Seagal nicht mehr, auch nur einen Film ins Kino zu bringen. Es folgten brutal grottige Filme ("Attack Force", "Shadow Man") und sogar eine Fortsetzung zu "The Foreigner" ("Black Dawn"), es gab einige Filme die einfach nicht genügend waren ("Today you die", "Submerged", "Flight of Fury", "Out of Reach"), kleine Lichtblicke ("Into the Sun") und einige Glanzlicher des B-Movies ("Mercenary for Justice", "Belly of the Beast", "Urban Justice"). Der Niedergang des Actionstars vom grossen Kino zur Silberscheibe kostete Mr. Seagal jedoch einiges, haben viele Fans, die sich jahrelang an den grossen Meister des Knochenbruchs gehalten haben, ihm nun endgültig enttäuscht den Rücken gekehrt. Verständlich zum einen - wenn Steven sich jedoch nun weiterhin an Filmen wie "Urban Justice" orientieren wird, kann er vielleicht einige Fans zurückgewinnen - und neue dazu.

Fazit: Wir sind gespannt, wie es mit Seagals nächsten Filmen weitergeht. "The Foreigner" jedoch gehört ganz klar auf eine "foreigne" Insel verbannt. Diesen Film empfehle ich nur meinen ärgsten Feinden.

Schulnote 2.25


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