Dienstag, 11. September 2007

CANNABIS - PROBIEREN GEHT ÜBER REGIEREN



Ein neuer Schweizer Film mit dem Titel CANNABIS - PROBIEREN GEHT ÜBER REGIEREN ist seit einigen Wochen in den Videotheken zu finden.

Inhalt
Der konservative Bundesrat Alois Mumentaler (Hanspeter Müller-Drossaart) hat schon lange den Bezug zum Volk, zu seinen Mitarbeitern und zu sich selbst verloren: Seine repressive Anti-Drogen-kampagne ist ein Flop, die neu gewählte Parteipräsidentin will ihn zum Rücktritt bewegen und seine Ehefrau fordert die Scheidung. Nicht genug: Jetzt diagnostiziert sein Augenarzt bei ihm den «Grünen Star» eine Krankheit, die unbehandelt zur Erblindung führt. Da Mumentaler auf herkömmliche Medikamente nicht anspricht, bleibt nur ein uraltes Heilmittel: CANNABIS. Durch Zufall lernt Mumentaler den 16-jährigen Schüler Remo (Joel Basman) kennen, der ihn fortan mit Cannabis versorgt. Eine Freundschaft entsteht. Remo scheut sich nicht, dem Magistraten unverblümt seine Meinung zu sagen. Und Mumentaler beginnt mehr und mehr seine Sicht der Dinge zu ändern. Durch die ungewöhnliche Freundschaft des jugendlichen Kiffers mit dem alternden Bundesrat wird Mumentaler Leben komplett auf den Kopf gestellt - nicht ohne Folgen für die Schweiz.

Ein schweizer Film, der mit einem brisant-politischen Thema provozieren will - so was find ich schon prinzipiell mal gut. Nur... es ist ein schweizer Film. Ich oute mich jetzt wohl nicht gerade als Freund der schweizerischen Filmszene. Der Grund ist ganz einfach. Schweizer Filme, egal wie witzig sie auch sein wollen - ohne die typische schweizer Hinterwäldler-Melancholie gehts einfach nicht. Kleinere Ausnahmen sind für mich die Filme "Snow White" (kann locker im international Filmgeschäft mithalten), "Achtung, Fertig, Charlie" und "Neutre" (Fast unbekannter westschweizer Film über einen Zug der Schweizer Armee, der versehentlich die Französische Grenze überquert). Ansonsten - was haben wir Schweizer Filmmässig noch zu bieten? Viktor Giacobbo oder Marco Rima haben beide in den letzten Jahren einige absolut ansehliche Filme produziert. National gesehen gehts unserem Land aus filmischer Sicht nicht so schlecht. Nur, ich frag mich, warum es unseren Filmemachern nicht möglich ist, einen Film zu produzieren, der auch international mal gefragt sein könnte. Die Dänen können's doch auch, die Asiaten produzieren Perle um Perle, die Franzosen sowieso, die Engländer auch, ja sogar unser Nachbarland Österreich hat einige Werke mit internationalem Ansehen in ihrem Fundus - Siehe die Haneke-Filme. Aber wollen wir nicht zu weit abschweifen.

Cannabis überzeugt auf nationaler Ebene - jedoch nicht als provozierend-rebellischer Film gegen unser politisches System (oder überhaupt wirklich provozierend), sondern als absolut familientaugliche Unterhaltung. Bundesrat Mumentaler wird von Hanspeter Müller-Drossaart so gespielt, wie man sich einen Schweizer Politiker wirklich vorstellen kann. Ein netter älterer Mann mit zu Beginn verbohrt-konservativer Einstellung, welche jedoch im Verlaufe des Films komplett gedreht wird. Jedoch hat Müller-Drossaart seine Rolle wirklich gut gespielt. Ich mochte ihn als Bundesrat sehr - nur die Skateboard-Szene war absolut lächerlich (soll für schweizerische Verhältnisse wohl lustig sein). Joel Basman hingegen überzeugte mich in seiner Rolle als Teenager Remo überhaupt nicht. Zu künstlich wirkte sein Schauspiel auf mich. Und zu überkonstruiert war die Freundschaft zwischen Remo und Mumentaler für mich. Als Freundin von Remo war Schauspielerin Deleila Piasko engagiert worden. Sie konnte jedoch schauspielerisch wieder überzeugen - zudem ist Deleila eine sehr attraktive Frau - also überzeugte sie mich gleich doppelt :-)

Der Film hat aber eben mit zu vielen Schwächen zu kämpfen. Der Mix aus Teenie-Film und politischer Satire passt in diese Falle nicht zusammen. Da hätte man vorher überlegen müssen: Welche Zielgruppe wollen wir überhaupt ansprechen? Denn, dieser Mix, der die alte und die junge Generation gleichermassen ansprechen soll, gelingt hier überhaupt nicht. Zu lahm für die Jungen, zu hip für die Alten.

Alles in allem ein netter schweizer Film für Zwischendurch - auf nationaler Ebene knapp genügend. Jedoch wäre es schön, würde dem schweizer Film demnächst mal ein kleiner Quentin Tarantino entwachsen.

Schulnote 4.0

PS. Als Zugabe zur DVD gabs ein Cannabis-Bonbon, was ich doch als nette Idee empfand :-)


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