
Wenn der Einheimische Arthur Cohn einen neuen Film in die Kinos bringt, steht Basel kopf. Schon vor Monaten wurde die Weltpremiere in der Pharmastadt gefeiert, jedoch erst September 2009 kam "The Yellow Handkerchief" regulär in die hiesigen Kinos.
Inhalt:
Wegen Todschlags sass Brett (William Hurt) sechs lange Jahre im Gefängnis. Als er endlich wieder in Freiheit ist, freundet er sich mit den beiden Teenagern Martine und Gordy an, welche jedoch beide ihre eigenen Probleme mit sich herumtragen. Es folgt ein Roadtrip durch ein vom Hurrikane Katharina zerstörtes Louisiana...
Hätten wir Arthur Cohn nicht, wäre Basel weit weg von der Landkarte Hollywoods. Jedoch bin ich stets kritisch, wenn hierzulande ein Schweizer als Star-Filmemacher Hollywoods bezeichnet wird. Die Kritiken überschlugen sich schon bei Anatole Taubmanns Auftritt im letzten Bond-Streifen, sahen den Schweizer als neuen Superstar der Filmbranche - jedoch bis auf ein "Mami, s isch rächt heiss da" war von Taubmann so gut wie nix zu sehen, auf das wir Schweizer wenigstens ein bisschen stolz sein könnten. Ist Produzent Arthur Cohn etwa dasselbe aufgeblasene Produkt der hiesigen Medienlandschaft, welche dem Kino-Schweizer ein wenig Hoffnung auf internationale Beachtung geben soll?
Regisseur Udayan Prasad hat das Glück auf vier richtig gute Hauptdarsteller setzen zu können, von denen zumindest eine Dame mich wirklich extrem positiv überrascht hat. "Twilight"-Bunny Kristen Stewart spielt ihre Rolle als Martine äusserst symphatisch und liebenswert. Schade, ist sie nun an die Twilight-Kuh gebunden, welche nun wohl jahrelang ausgepresst wird und Stewart zwar ein wohl äussert grosszügiges Einkommen garantiert, jedoch mir als Kinogänger eher ein Dorn im Auge ist. Geschmacksache. Aufgebaut ist der Film jedoch um die Figur William Hurts, dessen Name mir zwar geläufig war, mir der Mann aber nie im Filmgedächtnis haften geblieben ist. Es sei verraten, Hurt spielt den wortkargen Ex-Con grandios, verleiht der Figur Tiefe und viel Realismus. Maria Bello überzeugt ebenso. Merken muss man sich den Namen von Gordy-Darsteller Eddie Redmayne, der das fahrende Trio durch einen Schuss Wahnsinn und Hilflosigkeit perfekt ergänzt.
"The Yellow Handkerchief" ist ein äussert ruhiger Film, der vorallem wegen der hervorragenden Darstellern funktioniert. Die Story mag leicht Hollywood-Kitschig sein, wird jedoch nie zu einem zweiten Titanic oder sonst einer Über-Schnulze, das Filmende kommt auf leisen Sohlen daher. Auf dem Höhepunkt der Emotionen zieht Regisseur Udayan Prasad den Stecker und lässt die Zuschauer, die sich auf den Film eingelassen haben, mit einem kleinen Glücksgefühl zurück, im Wissen, dass das Kino des Jahres 2009 immer noch seine kleinen Perlen zu bieten hat, ohne gleich 200 Mio. Dollar in die Luft zu jagen.
Fazit: Der neue Cohn ist einfach nur gut. Vielleicht nichts für actiongeile Teenieknaben, aber für den Filmgeniesser wie ein richtig guter Wein.
Schulnote 5.5
"THE YELLOW HANDKERCHIEF" on IMDB.COM