Dienstag, 23. September 2008

EXIT WOUNDS


Lang ist's her. Etwa in der Mitte des Jahres 2000, als erste Gerüchte aufkammen betreffend "Exit Wounds". Joel Silver produziert, Steven Seagal in der Hauptrolle, Rapper DMX an seiner Seite... und das ganze von Regisseur Bartkowiak, dem Typen, der schon den relativ overstylischen "Romeo must die" gedreht hat. "Romeo must die" hatte echt was, nur der absolute Härtegrad hart gefehlt. Mal schauen, was Bartkowiak nun mit Seagal in der Hauptrolle fertig gebracht hat.

Inhalt:

Er ist der härteste Bulle Detroits und ein Einzelgänger, der im Einsatz keine Gnade kennt: Orin Boyd (Steven Seagal) macht keine Gefangenen! Als Folge seines eigenwilligen Verhaltens wird er von seinen Vorgesetzten in den übelsten Distrikt Detroits abgeschoben. Dort findet er sich in einem undurchsichtigen Sumpf aus Drogen, Gewalt und Korruption wieder, der sich bis in die höchsten Ränge des Polizeipräsidiums zieht. Orin nimmt den Kampf auf, doch dabei stellt er sofort fest, dass er bei dieser Mission keine Freunde und keine Verbündeten hat. Nur der geheimnisvolle Drogenbaron Latrell Walker (DMX) scheint ein doppeltes Spiel zu spielen.

Frühling 2001. Die Bienchen summten - die Blumen blühten und mein Herz sprang höher. Mein lange ersehnter erster (und bislang einziger) Seagal-Streifen im Kino!! (Frauen haben hier keinen Platz!) Allein die Trailer im Kino liessen mein Herz zwanzigmal höher springen. Und natürlich liess ich es mir nicht entgehen, "Exit Wounds" gleich am Premierentag das erste mal zu bewundern.

Da ging ja gleich die Post ab - schon nach ein paar Sekunden trampelt der gute Steven durchs Bild, im Anzug, Sonnenbrille, dies unterlegt mit cooler Musik. Und ein paar Minuten später erschiesst Steven schon die ersten Bad Guys, bricht eine Nase und wirft den Vizepräsidenten der USA zu seinem Schutze von einer Brücke. Yeah - so muss ein Seagalfilm anfangen. Natürlich wird Steven von seinem Vorgesetzten daraufhin bestraft und in den übelsten Bezirk verfrachtet (yeah!!). Hier darf er gleich mal zur Selbthilfegruppe - "Anger Management" lässt grüssen - und zerlegt gleich mal einen Tisch - watschelt davon und krallt sich daraufhin ein paar Bad Guys, die gerade sein Auto knacken wollen (jiiiiieeeehaaaaaaaaaaaa!!!!!).

Arbeiten tut der Steven auch.. als Verkehrspolizist, der diese Art der Polizeiarbeit nicht so ganz im Griff hat (Brüllerszene!). All dies, weil er mal wieder auf eigene Faust ein Verbrechen aufklären wollte. Tja, würde man den Steven einfach mal arbeiten lassen, wäre der Film schon nach 45 Minuten zu Ende. Leider sind Stevens Berufskollegen nicht ganz sauber - bekommt er aber trotzdem einen anständigen Partner zur Seite gestellt. Zum Buddy-Movie entwickelt sich der Film trotzdem nicht, obwohl die beiden ein paar gute Szenen zusammen haben. DMX ist auch noch da. Und macht seine Sache ganz ordentlich. Als ein zwischen gut und böse postierter underground Internet-Millionär spielt er zusammen mit Anthony Anderson ein eingespieltes Duo. Und ich denke die Lamborghinikauf-Szene wird zu recht mit dem einen oder anderen Schmunzler belohnt. Tom Arnold hat ebenfalls einige ordentliche Dialoge auf den Leib geschrieben bekommen (zusammen mit Anthony Anderson ein perfektes Comedy-Paar). Und sogar Eva Mendez hat eine kleine Nebenrolle. "Exit Wounds" ist wahrlich prominent besetzt.

Was einigen Seagalfans sauer aufstösst, ist Stevens Kampfstil, der sich von der früheren recht realistischen Kampfdarstellung zu einer wahren Trapeznummer verändert hat. Wirework noch und nöcher, Seagal zeigt hier Kunststücke, die stellenweise sogar aberwitzig aussehen - denn der gute Steven ist mit seinen 51 Jahren und trotz einiger verlorener Kilos alles andere als ein Kunstturner geworden. Trotzdem, so "kompakt" sah der Steven nach "Exit Wounds" nie mehr aus. Joel Silver sei dank, hat der dem Steven gesagt "Junge, lass die albernen Indianerdecken weg, lass die tibetanischen Mönchsketten zu Hause, schneid dir mal die Haare und schau dir mal ein Fitnesszentrum von innen an - dann gibts 'Exit Wounds' für dich.". Das Basler Kino Plaza liess es sich nicht nehmen und warb mit dem Spruch "Der Zopf ist ab - die alte Schlagkraft wieder da" für "Exit Wounds". Schade nur, hat der Jojo-Effekt Steven wieder eingeholt - nur ein Jahr später war die Matte (ein Zopf wars nicht) wieder da, die Hamburger wieder gegessen und die langen Mäntel wieder in - ach ja, und die Schlagkraft war weg...


Hier war die Schlagkraft definitiv noch da!

Regisseur Andrei Bartkowiak hats jedenfalls geschafft, Steven Seagal noch einmal richtig stylisch in Szene zu setzen. "Exit Wounds" ist wahrlich ein Hochglanz-Actioneer, alleine die Fahrzeuge sind eine Augenweide, die schnellen Cuts funktionieren in diesem Film perfekt und der Härtegrad stimmt auch. Der doch sehr auf Hip-Hop getrimmte Soundtrack weiss zu gefallen und passt wie die seagalsche Faust aufs Auge. Bartkowiak hat auf "Exit Wounds" noch "Cradle 2 the Grave" gedreht, ohne Seagal, dafür wieder mit Jet Li, DMX und einigen der hier schon anwesenden Darstellern.

Fazit: "Exit Wounds" - Seagals letzter (richtiger) Angriff auf der grossen Leinwand ist ein mainstreamiges Actionspektakel, welches dank cooler Inszenierung, ordentlich Blut, netter Mucke und gutem Cast. Schade, wirds sowas wohl nicht mehr geben.

Schulnote 5.5

"EXIT WOUNDS" on IMDB.COM

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