Die Deutschen bezeichnen ihn als Deutschen, die Schweizer sehen ihn als Schweizer. Marc Forster - Regisseur des kommenden Bond-Films "Quantum of Solace" ist zur Zeit an einem ersten Höhepunkt der Popularität angelangt. Mit "The Kite Runner" als letzten Pre-Bond-Film schaffte es Forster, dem Publikum bezüglich des neuen Bond-Filmes weitere Fragezeichen aufzuzeigen.
Inhalt:
Afghanistan in den 70er Jahren: Die beiden Jungen Amir (Zekiria Ebrahimi) und Hassan (Ahmad Khan Mahmoodzada) wachsen in Kabul auf und sind beste Freunde, obwohl beide verschiedenen Gesellschaftsschichten und Bevölkerungsgruppen angehören. Amir ist der Sohn eines reichen und angesehenen Paschtunen (Homayoun Ershadi), während Hassan der Minderheit der Hazara angehört und der Sohn des Hausdieners von Amirs Vater ist. Als Amir Hassan eines Tages im Stich lässt und deshalb von Schuldgefühlen geplagt wird, beginnt die Freundschaft der beiden zu bröckeln. Als schließlich die Sowjetarmee in Afghanistan einmarschiert, emigrieren Amir und sein Vater in die USA und beginnen dort ein neues Leben. Amir (jetzt Khalid Abdalla) studiert an der Universität, wird Schriftsteller und gründet schließlich eine eigene Familie. Nach knapp 20 Jahren in Amerika bekommt er eines Tages einen Telefonanruf, der ihn in seine fremd gewordene, mittlerweile von den Taliban regierte Heimat zurückführt…
Als erstes muss zu "The Kite Runner" gesagt werden, dass der Film berührt. Und zwar aussergewöhnlich - und dies auf mehreren Ebenen. Zum einen ist die Geschichte um Amir und Hassan sehr rührend und präsentiert dem Zuschauer eine Freundschaft der reinsten Art, die jedoch durch den Zwischenfall mit Hassan in der Gasse brutal zerstört wird. Amir reagiert anschliessend mit brutaler Abweisung gegenüber Hassan - und als dann Hassan und sein Vater das Grundstück der Paschtunen-Familie verlässt, dachte ich noch lange nicht daran, dass Amir und Hassan's Wege sich hier endgültig trennen.
Der Film verirrt sich dann in die neunziger Jahre in den USA und wir erleben, wie Amir mit seinem Vater in den USA eine neue Existenz aufbaut - und dann eines Tages einen Anruf bekommt und nach zwanzig Jahren wieder nach Afghanistan zurückkehrt.
Regisseur Forster präsentiert uns einen Film, der eigentlich fast schon drei Filme in einem ist. Als erstes die Kindheit der beiden Knaben bis zur Flucht. Dann der Teil mit dem Aufbau eines neuen Lebens in den USA und dann noch der dritte Teil mit der Einreise nach Kabul - dem Teil, an dem Marc Forster wohl ein wenig für den neuen Bond-Streifen üben durfte.
"The Kite Runner" war ganz sicher ein schöner und bewegender Film - und wenn ein Film bewegt, ist das Prädikat "gut" ganz sicher gerechtfertigt. Mehrere Punkte machen "The Kite Runner" zu einem speziellen Erlebnis. Da sind zum einen die beiden sehr jungen Hauptdarsteller des Amir und Hassan zu erwähnen, die eine tolle und glaubwürdige Arbeit ablieferten. Dann natürlich der Punkt, dass der Zuschauer das Land Afghanistan und seine Bewohner für einmal nicht als böse Terroristen aus den Nachrichten zu sehen bekommt, sondern endlich einmal die menschliche Seite dieses Volkes gezeigt wird. Und dies überaus faszinierend.
Was man "The Kite Runner" ankreiden kann: Die Geschichte geht teilweise ein wenig schleppend voran und die 122 Minuten Filmdauer fühlen sich eher wie 180 Minuten an.
Wenn man Marc Forsters Filmographie betrachtet, gibt es eigentlich nichts, was darauf hindeutet, dass dieser Mann der nächste Bond-Regisseur sein wird. Forster's Filme versuchen stets, die Vorstellungskraft des Publikums zu erweitern und auf eine intellektuelle Art zu berühren. So bin ich doch sehr gespannt, was der gute Herr Forster mit dem nächsten Bond-Film anstellen wird. Wird James etwa ein Neverland finden oder plötzlich die Lust verspüren, einen Drachen steigen zu lassen...?
"The Kite Runner" jedenfalls ist schöner Film, der gesehen werden muss. Und, liebe Deutsche, Marc Forster ist zur Hälfte Deutscher, zur anderen Hälfte Schweizer und bezeichnet sich auch als Schweizer. Also, ihr habt eure Nationalelf - lasst uns also wenigstens den Forster. Danke!
:-)
Schulnote 5.0
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