Freitag, 12. November 2010

DARFUR


Was hat Uwe Boll mit dem Fussballer Alex Frei gemeinsam? Beide mussten schon durch die Kritikerhölle gehen, beide sind Fighter, beide geben stets vollen Einsatz, müssen mehr machen als andere ihrer Artgenossen. Frei, der nun seinen Rücktritt vom Schweizer Nationalteam gegeben hat, soll sich doch mal mit Dr. Uwe Boll befassen, seines Zeichens Regisseur.

Uwe Boll ist ein Phänomen, für viele ist sein Namen mit Hass und Abscheu verbunden. Todesdrohungen soll er sogar erhalten haben. Doch Uwe Boll hat eine dicke Haut und hat nun mit "Darfur" seine bisher eindrücklichste Visitenkarte abgegeben.


Inhalt:
Seit 2003 begehen arabische Milizen namens Janjaweed in Darfur schwere Menschenrechtsverletzungen an der Zivilbevölkerung und ziehen mordend, plündernd und vergewaltigend von Dorf zu Dorf. Für die Vereinten Nationen handelt es sich um eine der „schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt“. Eine kleine Gruppe internationaler Journalisten besucht ein noch unzerstörtes Dorf, um mehr über diese Massaker zu erfahren. Als sich herausstellt, dass die Janjaweed auf dem Weg zu diesem Dorf sind, stehen die Reporter vor einer schwierigen Entscheidung. Entweder sie wenden die Augen von dem anstehenden Blutbad ab oder sie helfen der Bevölkerung, koste es, was es wolle...

Es gibt Filme, die bewegen die Welt. Die Doku "One Day in September", "Hotel Ruanda", auch Stallones "John Rambo" war mehr als nur ein brutales Actionwerk. Uwe Boll hat mit "Darfur" einen Film geschaffen, der in der gleichen Liga spielt wie die genannten Werke und den Zuschauer mit einem ganz üblen Gefühl in der Magengegend zurücklässt.

Der Film ist in einem dokumentarischen Stil gehalten. Zudem wurde "Darfur" komplett mit Handkamera gedreht, was für das Auge nicht unbedingt angenehm ist, jedoch den Zuschauer mitten in das Geschehen zieht. Der Zuschauer begleitet hier eine Gruppe internationaler Reporter, welche von einem eigentlich typischen B-Cast gespielt werden. Billy Zane (bekannt als Cal aus "Titanic"), Edward Furlong (John Connor in "Terminator 2"), Kristanna Loken (die Terminatrix aus "Terminator 3"), Noah Danby, Matt Frewer, David O'Hara, Sammy Sheik, Hakeem Kae-Kazim, die ganz bekannten Namen gibt es in "Darfur" nicht zu sehen, was jedoch ein grosser Pluspunkt für diesen Film ist, würde zum Beispiel ein Leo DiCaprio einfach nicht authentisch genug wirken um hier einen Reporter zu mimen.

Uwe Boll liess seinen Schauspielern extrem viel Freiraum. So entschieden die Reporter-Darsteller dann selbst, wer von Ihnen nach dem Angriff zurück in das Dorf gehen will und wer doch lieber das Weite sucht. Die Dorfbewohner selbst wurden bis auf eine Darstellerin von wirklichen Sudan-Flüchtlingen gespielt, welche teilweise selbst Vergewaltigungen, Familienmord, etc. erlebt haben. Gedreht wurde übrigens in Südafrika.

Der Film selbst lebt vorallem von dem Angriff auf das Dorf, welcher äusserst brutal in Szene gesetzt wurde. Boll lässt den Zuschauer hier wirklich leiden, Kinder werden brutal getötet, Frauen verstümmelt und vergewaltigt, Männer verbrannt, Boll lässt hier dem Grauen seinen Lauf. Glücklicherweise ist die Wackelkamera hier eine grosse Hilfe, lässt sie das Publikum doch nicht immer alles sehen was gerade geschieht.

"Darfur" ist kein Film, nachdessen Laufzeit man noch Bock auf Party oder sonstwas hat. Boll hat einst einigen seinen Kritikern im Boxring eins in die Fresse gegeben. Mit "Darfur" holt er zum totalen Schlag in die Magengrube aus. Dies ist jedoch positiv gemeint, denn "Darfur" berührt, lädt zum Nachdenken ein und es bleibt zu hoffen, dass der Film zumindest ein wenig die Welt berührt. Der Film scheint mir zudem ziemlich uncut zu sein, was beim letzten Boll-Werk "Rampage" ja gar nicht der Fall war.

Nachdem erstmaligen Schauen habe ich den "Darfur" gleich nochmals gestartet, jedoch mit Audiokommentar von Uwe Boll, was sowieso stets seine grösste Stärke ist. Total unverblühmt packt Boll aus, erzählt von den Dreharbeiten, präsentiert dem Zuschauer seine Ansichten über den Darfur-Konflikt und die US-Aussenpolitik, lässt den Zuschauer aber auch gerne wissen, dass er gerade ein KitKat isst und dazu Kaffee trinkt. *g* Äusserst symphatisch, informativ und stellenweise auch lustig.

Fazit: "Darfur" ist ein Schlag in die Magengrube, berührt und ist der absolute Beweis, dass Boll definitiv nicht der schlechteste Regisseur der Welt ist. Wenn man jedoch einige Kritiken auf Moviepilot.de liest, sieht man deutlich, dass es Bolls Gegner total egal ist, was für einen Film von ihm abgeliefert wird. "Scheisse ist's ja sowieso" scheint bei einigen immer noch die gängige Meinung zu sein. Jedoch sind die positiven Kritiken immer noch weit überwiegender. Fair. So schaue ich "Auschwitz" (Bolls nächstes grosses Werk) doch einiges gelassener entgegen.

Schulnote 5.25

"DARFUR" on IMDB.COM
"DARFUR" on OFDB.DE
"DARFUR" on MOVIEPILOT.DE
"DARFUR-KONFLIKT" on GERMAN WIKIPEDIA







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