Montag, 24. August 2009

INGLOURIOUS BASTERDS


Once upon a time in the far side of the internet... da war die Rede von Tarantinos "Inglorious Bastards"-Remake. Das Original war ein trashiger Kriegsfilm aus den siebziger Jahren, ein Film, der sich eigentlich zu keiner Zeit wirklich ernst genommen hat und durch einige funny Szenen im Gedächtnis haften blieb. Nun, Quentin hatte durch "Kill Bill" und das Grindhouse-Projekt immer viel am Start, so wurde die Geburt seines Kriegsfilmbaby immer wieder verschoben. Glücklicherweise wurde es jetzt Realität...

Inhalt:
Eine Spezialeinheit der US-Army lässt sich im besetzten Nazi-Frankreich absetzen und schlachtet eine Nazi-Einheit nach der anderen ab und erarbeitet sich so den Namen "Basterds". Einige Jahre später ergibt sich für die "Basterds" die einmalige Chance den Zweiten Weltkrieg an einem einzigen Abend zu beenden. So beginnt die Operation: Kino...

Der Film beginnt schon richtig tarantinesque. Unterstützt durch Ennio Morricones grossartigem Soundtrack wird das Chapter Eins des Films begonnen. Der französische Milchbauer LaPadite bekommt Besuch von SS-Mann Hans Landa, in Frankreich bekannt als "Jew Hunter". Chapter Eins kann man noch getrost als ruhiges, aber wahrlich meisterhaftes Kapitel dieses grandiosen Streifens sehen. Dies liegt zum einen an der grandiosen Regie von Quentin Tarantino, der hier mit grandiosen Aufnahmen, Kamerafahrten und einfach perfekten Dialögen und Timing eine extrem spannende Stimmung aufzubauen vermag.

Im zweiten Kapitel geht es dann schon einiges blutiger zur Sache, werden hier die "Inglourious Basterds" vorgestellt. Brad Pitt als Lt. Aldo Raine macht Spass, sein Akzent wirkt herrlich hinterwäldlerisch. Hostel-Regisseur Eli Roth als "Bäääären-Jude" Donny Donnowitz wirkt perfekt besetzt, wirkt sein Charakter nicht weniger Krank als Roths Filme. Richtig zum lachen brachte mich Til Schweigers Auftritt als Hugo Stiglitz. Schweiger, der vielleicht schauspielerisch keine wahnsinnig grosse Meisterleistung abrufen musste, spielt den wortkargen, agressiven und stets brutal angepisst wirkenden deutschen Verräter so, dass man als Actionfreund den Schweiger einfach mögen muss. Gedeon Burkhard verdient ebenso eine Erwähnung. Wer es vom "Kommissar Rex" Ersatz-Hauptdarsteller zum Tarantino-Kino schafft, der muss einfach etwas richtig gemacht haben. Zudem spielt Burkhard nicht schwach, sondern liefert ebenfalls solide Kinoarbeit ab.

Mit Kapitel drei wirds nochmals etwas ruhiger. Tarantino lässt den Storybogen um Operation: Kino beginnen. Sorgfältig wird die "Beziehung" von Shoshanna Dreyfuss und Frederick Zoller aufgebaut. Zoller wird gespielt von Daniel Brühl, einem weiteren bekannten deutschen Darsteller, dessen Charakter zwar eine absolute Nervensäge und Kriegsheld zugleich darstellt, jedoch von Brühl mit viel Elan gespielt wird. Mélanie Laurent jedoch ist der heimliche Star dieses Kapitels (und vielleicht des ganzen Films, zusammen mit Christoph Waltz). Ruhig, bedrückt wirkend und ängstlich zugleich lässt Laurent ihre Figur zum Mittelpunkt der Operation: Kino werden. Ganz tolle Leistung einer Darstellerin, die mir bis anhin komplett unbekannt war.

Chapter vier hat für mich einen ganz grossen Höhepunkt. Die Tavernen-Szene. Ohne zu erzählen was da genau passiert, das ist ganz grosses Tarantino-Kino. August Diehl hat hier ebenso seinen Auftritt als SS Sturmbannführer Hellstrom. Also ein weiterer grosser deutscher Darsteller, der hier mehr als nur ein wenig zu überzeugen weiss. Im Schatten einiger grossen Darsteller kann Diane Krüger nur bedingt überzeugen, obwohl ich ihre Leistung nicht so schlecht sehe wie andere Reviewer. Aber im Grossen und Ganzen gehört für mich die ganze Dramaturgie in und um die Taverne zu einer der besten Szenen von Tarantino.

Kapitel fünf lässt es so richtig krachen. Mit weiteren wunderbaren Szenen kann Mélanie Laurent auftrumpfen. Und Christoph Waltz vollbringt sein Meisterwerk als richtig übler Tarantino Bad Guy mit einem faible für Milch, Strudel und Rahm. Eigentlich muss man sagen, spielt Waltz in allen Szenen alle Mitdarsteller komplett an die Wand. Eine absolute Topleistung, die mit einem Oscar versehen werden müsste (nein, ich übertreibe nicht - Waltz's Schauspiel hat mich wirklich unglaublich begeistert). Nicht vergessen darf man auch nicht Sylvester Groth als Propaganda-Minister Goebbels. Ganz wiederlich-herrlich, wie Groth den zweithöchsten Staatsmann Nazideutschlands portraitierte. Und, last but certainly not least... Martin Wuttke in der Rolle des Adolf Hilter. Hitler zu spielen, ist dies nun eine Ehre oder nicht? Bruno Ganz tat dies in "Der Untergang" ja so dermassen überzeugend, dass eigentlich jeder andere Darsteller schon mal den Koffer packen kann. Jedoch, Wuttke spielt Hitler mit dem nötigen Mass an Chapliness (eigene Wortkreation - Verweis auf Darsteller Charlie Chaplin in seiner Rolle in "The Great Dictator") und hat definitiv einige Lacher auf seiner Seite. Und, wer genau hinschaut erkennt auch "Ärzte"-Sänger Bela B. in einer kleinen Mini-Rolle.

Regie: Quentin Tarantino - mehr muss eigentlich nicht gesagt werden. Ausser, dass einige Kritiker des Meisters wohl prinzipiell nicht verschwinden werden. Aber was QT hier abgeliefert hat, gehört klar in die Champions League des internationalen Kinos. Besonders gefallen hat mir auch die Trinationale Mischung des Films. Und ganz speziell die deutsche Darstellerriege hat mir ausgezeichnet gefallen.

Soundtrack: Wer Tarantinofilme kennt, der weiss, dass Quentin seine Soundtracks quasi als die Herzen seiner Filme betrachtet. Diese Sichtweise trifft wohl auch bei "Inglourious Basterds" zu. Alleine während der Sequenz mit dem Bowie-Song "Cat People" fuhr ein kalter Schauer durch meinen Rücken. Und welcher Regisseur sonst würde einen Klassiker wie "Ich wollt ich währ ein Huhn..." für so einen Film wiederaufleben lassen? Eins A!

Für mich gehört "Inglourious Basterds" klar zu den ganz grossen Highlights dieses Kinojahres und im Tarantino-Raning mit "Pulp Fiction" und "Kill Bill Vol. 1" klar auf einem Medaillenplatz. Ein meines Erachtens perfekter Tarantinostreifen.

Schulnote 6.0

"INGLOURIOUS BASTERDS" on IMDB.COM

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