Freitag, 20. Juli 2012

THE DARK KNIGHT RISES




Als Christopher Nolan das Batman-Franchise übernahm, wusste noch keiner, was der damalige Indie-Regisseur mit der maskierten Fledermaus vorhat. Doch nach den beiden unsäglichen Joel Schumacher-Werken "Batman Forever" und "Batman & Robin" hätte der Zuschauer doch beinahe alles „fledermäusliche“ akzeptiert, solange nicht George Clooney hinter der Maske steckt, der Batsuit keine Nippel mehr hat oder Gotham City in Neonfarben dargestellt wird. Nolan erdete die Bat-Legacy und brachte einen neuen Touch Realität in die Geschichte um den menschlichsten aller Superhelden.

"Batman Begins" war so richtig gut. Aber "The Dark Knight" streichelt die Bezeichnung Perfektion am zärtlichsten. Selten war ein Film so stimmig, der Cast so passend, der Soundtrack so treibend und die Story derart komplex dargestellt wie in diesem Film. Nein, Nolan machte sich wahrlich keinen Gefallen, den Mittelteil der Batman-Trilogie auf diesem hohen Level abgeliefert zu haben. Konnte er die Messlatte mit dem abschliessenden dritten Teil "The Dark Knight Rises" tatsächlich nochmals eine Stufe raufsetzen?

Inhalt:
Acht Jahre sind vergangen seit dem Tod Harvey Dents. Bruce Wayne (Christian Bale) hat den Batsuit an den Nagel gehängt, lebt zurückgezogen im Wayne Manor und hat nur noch mit seinem Butler Alfred (Michael Caine) so etwas wie eine familiär-freundschaftliche Bindung. Als Selina Kyle während einer Charity-Veranstaltung im Wayne Manor von Bruce beim Diebstahl einer Perlenkette seiner Mutter überrascht wird, erwacht der Multimilliardär aus seiner Lethargie. Es braucht jedoch noch das Auftauchen des Terroristen Bane (Tom Hardy) um auch Batman wiederauferstehen zu lassen...

Stunden nach der Erstsichtung wurde ich von einigen Bekannten mit Fragen nur so durchlöchert. Fragen, auf die ich natürlich keine offene Antwort geben konnte, denn wie hier versuche ich auch verbal nicht zu spoilern. Meine Lieblingsfrage ist aber "Ist TDKR denn besser als TDK?". Ich versuche den Film nun nach Punkten meiner Wahl zu analysieren.

Der Feind

Ich denke, ich stehe mit meiner Meinung nicht gänzlich alleine da, wenn ich sage, dass der Joker der grösste Gegner im Batman-Universum darstellt. Klar, da gibt es noch den Pinguin, den Riddler, Mr. Freeze und viele mehr. Aber der Joker ist outstanding. Absolut unberechenbar, ein totaler Freak und für jeden Schauspieler eine gigantische Herausforderung (wir ignorieren jetzt mal den Joker der 60ies-Show...). Jack Nicholson mimte den Joker schon grossartig. Aber was Heath Ledger vor vier Jahren auf die Leinwand zauberte, toppte ziemlich viele Schauspielleistungen auf dieser Welt. Man sagt nicht umsonst, die Rolle hat ihn das Leben gekostet. Ledger spielte Überlebensgross. Und es scheint, als hätte Ledger nicht nur seine Spuren als Darsteller hinterlassen – nein, er hängt wie die Sonne über der Nolan-Batman-Trilogie und lässt alles von seinem Antlitz erblassen. Schafft es Tom Hardy's Bane in des Jokers Fussstapfen zu treten? 

Ja und Nein. Zum einen ist dies eine unmögliche Mission. Der Joker ist nicht zu schlagen. Und zudem hat Hardy mit einem grossen Handicap zu kämpfen. Eine hässliche Maske versteckt den grössten Teil seines Gesichts, Mund und Nase sind nicht zu sehen. Hardy kompensiert dies mit seinen Augen (sein ruhiger Blick wirkt einschüchternd), seinem unerschütterlich-wirkenden Auftreten, seiner Physis (er trainierte sich 14 Kilo Muskelmasse an und wirkt wie eine fleischgewordene Kampfmaschine) und einer tiefen Charakterstimme, bei welcher Batman im Vergleich wie ein Bee Gee wirkt. Und um nochmals den Vergleich mit dem Joker zu wählen, Bane ist klar der Mann fürs Grobe und wirkt auf Batman in jeder Hinsicht überlegen. Irgendwie der böse Mr. T der Batman-Reihe. Passt.

Der Held

Musste Christian Bale in TDK eher im Hintergrund wirken, befindet er sich hier wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ohne viel über die Story preiszugeben, Bale spielt Wayne in allen Stadien des Films absolut authentisch und musste sich hier nicht mehr schauspielerisch hinter einem Joker einordnen. Bale ist Batman.

Die Katze

Anne Hathaway spielt Selina Kyle - den Fans auch als Catwoman bekannt. Als die ersten Bilder der Darsteller in ihren Kostümen das Internet eroberten, war das Catwomen-Outfit ein grosser Dorn im Auge der Anhänger. Jedoch, wie für Nolan typisch, ist Selina Kyle keine schnurrende Michelle Pfeiffer-Ablegerin, sondern eine einfache Diebin mit erweiterten Fähigkeiten. Ihr Outfit wirkt übrigens alles andere als lächerlich, sondern wirkt wie der Batsuite einfach und simpel - und zudem äusserst kurvenbetonend. Hathaway macht jedoch nicht nur optisch einen guten Eindruck, sondern kann einige Szenen für sich verbuchen, welche von ihr absolut dominiert wurden und teilweise die düstere Stimmung ein wenig aufgelockert haben.

Die alten Hasen

Gary Oldman spielt James Gordon grundsolide wie immer. Er ist der aufrechte Polizist, der Mann, dem das Publikum vertraut. Wie immer wunderbar in Szene gesetzt von Nolan. Michael Caine ist und bleibt ein mehr als nur wertvoller Standpfeiler der Nolan-Batmans. Seine feine englische Art, vermischt mit dem auflockernden Humor und vorallem die Dialoge zwischen Alfred und Bruce Wayne, gehören zu den eher stillen Highlights. Morgan Freeman hat geschätzt etwa gleich viel (oder gleich wenig) Screentime wie Caine, aber die Dialoge mit ihm sind leider eher einfacherer Natur. Wiederrum ein eher kleiner Auftritt hat Cilian Murphy. Aber immerhin ist Scarecrow mit von der Partie. Und auch Liam Neeson bekommt noch einen Kurzauftritt.

Die Grünschnäbel

Jedesmal, wenn ich Matthew Modine in einem Film erblicke, denke ich automatisch an seine Figur des Private Joker (haha...) zurück, welche er im Anti-Kriegsfilm "Full Metal Jacket" verkörperte. Für mich ist Modine Joker. Jetzt, einige Jahre älter, spielt er Deputy Commissioner Foley und macht diesen Job ganz gut. Schön, hat man mit Modine ein weiteres bekanntes Gesicht an Bord holen können. Joseph Gordon-Levitt spielt den jungen Polizist John Blake und hat eine äusserst grosszügige Rolle auf den Leib geschrieben bekommen, geschätzt mit mehr Screentime als Caine und Oldman zusammen. Keine Kritik, denn Blake's Rolle macht Sinn und er wurde gut in die Story eingefügt. Marion Cotillard als Miranda empfand ich als akzeptabel - nicht mehr, nicht weniger.

Die Action

Zu vergleichen, ob TDK oder TDKR mehr Actionszenen aufweist, ist mir effektiv zu doof. Wer Filme nur nach dem "höher, schneller, besser, lauter"-Prinzip bewertet, soll doch weiterhin auf diverse Michael Bay-Filme der Neuzeit setzen. TDKR ist kein reines Actionspektakel. Man nehme Thriller, Drama, Epos, eine minimale Prise Humor und eine gute Handvoll Action und fertig ist TDKR. Aber, es ist erlaubt zu sagen, es kracht gewaltig.

Die Schwächen

Mit einer Laufzeit von 164 Minuten darf man gerne eine etwas erweiterte Story erwarten. Eventuell hat Nolan es leicht übertrieben und ein paar Charaktere zuviel auf das Publikum losgelassen. Zudem gab es einige Szenenabläufe, bei welchen ich brutal grinsen und mich fragen musste, ob da der Editor vielleicht ein- oder zweimal geschlafen hat.

Fazit: "The Dark Knight Rises" ist ein grandioser Abschluss der Batman-Trilogie von Christopher Nolan. Jedoch, der Film kann nur verlieren, geht man mit der Erwartungshaltung ins Kino, einen noch besseren Streifen als "The Dark Knight" zu sehen. Mir lief während "TDKR" mehrmals ein kalter Schauer über den Rücken - das beste Anzeichen, dass auf der Leinwand ganz grosses zu sehen ist und nicht nur eine sinnlose Zerstörungsorgie unsere Augen besudelt. Ein ganz grosser Film - eine faszinierende Trilogie. Danke Nolan, danke! 

Schulnote 6.0


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