Star Trek war schon seit seinen Anfängen in den sechziger Jahren ein Spiegelbild unserer Zivilisation. Nicht anders war dies 1991, als der sechste Teil der Star Trek-Filmreihe in die Kinos kam.
Inhalt:
Nach Jahren des Krieges bereiten sich die Föderation und das Klingonische Reich auf eine Friedenskonferenz vor. Aber die Aussicht auf ein intergalaktisches Glasnost mit eingeschworenen Feinden ist für Captain James Kirk ein Alarmzeichen. "Sie sind Tiere!" warnt er. Als ein Klingonisches Schiff angegriffen wird und die Enterprise-Crew dafür beschuldigt wird, werden die Hunde des Krieges wieder losgelassen. Beide Seiten wappnen sich für ihr möglicherweise letztes, tödliches Zusammentreffen.
Star Trek VI gehört für mich mit dem grandiosen achten Teil "First Contact" zu den klar besten Filmen der bislang zehn Filme umfassenden Serie (der elfte kommt 2009 in die Kinos...). Und das, obwohl die Vorzeichen für dieses sechste Abenteuer alles andere als gut standen.
Star Trek V wurde 1989 ein brutaler Flop. Nicht finanziell, jedoch war der Film von A bis Z ein Desaster. Die Story auf einem Stück Toilettenpapier niedergeschrieben, war mehr ein Hurra auf Captain Kirk als ein gelungenes Stück Star Trek-Geschichte. Eigentlich kein Wunder, hat man damals Regie-Neuling und Kirk-Darsteller William Shatner auf den Posten des Regisseurs gepflanzt. Und das dieser nicht gerade mit einem kleinen Ego ausgestattet wurde, ist nicht unbekannt...
Geplant war sogar die alte Crew schon im fünften Teil abtreten zu lassen und anstelle dieses sechsten Teils einen Film über die Academy-Zeit der Herren Kirk und Spock zu drehen. Doch sind wir froh, wurde Star Trek VI so produziert, wie es denn nun eben sein sollte - ein letzter Ausritt mit der geliebten alten Crew.
Dass Shatner, Nimoy, Kelley, Doohan, Nichols, Takei und Koenig in ihre Rollen passen, muss nach 25ig Jahren Star Trek nicht mehr erwähnt werden. Ja, die Herren (plus die Dame) wurden älter. Manche wie Shatner und Doohan gingen sogar ordentlich in die Breite (Es lebe das Breitbild im Kino!!) und noch grauer konnte die Mannschaft nicht mehr werden. Aber... who cares. An Gaststars wurde nicht gespart. Kim Catrall, bekannt als eine der heissen und stets sprungbereiten Trullas in "Sex and the City" übernahm die Rolle der jungen Valeris. Topmodel Iman spielte Martia, Kurtwood Smith war als Föderationspräsident zu sehen, David Warner als Kanzler Gorkon (Die Klingon-Version des Michail Gorbatschow), Christopher Plummer als General Chang und Christian Slater hatte ein kleines Cameo als Offizier an Bord der Excelsior. Schön, dass auch sonstiges Trek-Personal seine Auftritte hatte. René Auberjonois, der ein Jahr später als Odo für "Deep Space Nine" verpflichtet wurde, spielte hier den verräterischen Colonel West. Und Michael Dorn, bestens bekannt als Worf in TNG und DS9, spielte hier den klingonischen Verteidiger von Kirk und McCoy, der wohl Worfs Ur-Grossvater darstellen sollte. Ein wiederrum kleinerer Auftritt hatte Mark Lenard als Spocks Vater. Schade, bekam er selten mehr Screentime.
Regisseur Nicholas Meyer, der schon 9 Jahre zuvor den zweiten Trek-Film umgesetzt hat, wusste genau, was er tat und passte die Geschichte der Altwerdung der Crew an. Kirk bleibt jedoch Kirk. Egal wo der Typ auch auftaucht, egal wie schmutzig und stinkend er ist (nicht zu vergessen alt und dick), der findet doch immer was zum knutschen. Spock (als Vulkanier ist der zu diesem Zeitpunkt sowieso noch relativ jung) ist logisch wie eh und je. McCoy zynisch wie immer, Scotty hält die Mühle wie in jungen Jahren zusammen und Uhura und Chekov bekommen endlich einmal ein wenig mehr Text. Denn, im Grunde waren die Vorgängerfilme stets auf das Trio Kirk, Spock und McCoy fixiert (wie die Classic-Serie auch schon) - und von dem Trio durfte stets Kirk noch ein wenig herausragen. Nicholay Meyer hat es jedoch verstanden, hier einen Ensemblefilm zu machen, den man der Classic-Crew so nicht zugetraut hätte. Schön, dass auch die Figur des Hikaru Sulu den wohl grössten Entwicklungsschritt in 25 Jahren gemacht hat. Der wurde nämlich zum Captain befördert und kommandiert nun sein eigenes Schiff - die Excelsior, welche man schon im dritten Film kennenlernen durfte - und welche sich hier im sechsten Teil wohl endgültig rehabilitiert hat.
Sehr gut war, wie der Film schon von der ersten Szene an die Spannung auf ein ordentliches Level anhob. Der Fan wurde sofort mit der Excelsior beglückt - ein Schmuckstück eines Models - und Captain Sulu, der das Schiff hier souverän aus dem "Dreck" zog. Die Szenen im Starfleet-Hauptquartier waren ebenso spannend - der Auftritt der Crew - der Zuschauer erfährt, dass die Pensionierung noch 3 Monate entfernt ist - der Abflug zur Enterprise - alles in einem perfekten Timing präsentiert.
Ein Höhepunkt sondergleichen stellt das Dinner auf der Enterprise dar. Die Enterprise-Crew lädt die Klingonen-Delegation zum Essen ein ("Guess who's comin' to dinner"), ein Nachtessen, welches geprägt wurde durch die Unsicherheit der beiden Parteien, ob der Zukunft eines Bündnisses. Der Austausch von verbalen "Zärtlichkeiten" durch Shakespeare-Zitate machte das ganze noch eine Spur brisanter. "We need breathing room" (Klingon. General Chang) - "Earth, Hitler, 1938" (James Kirk).
Der Angriff auf die Chronos One war geschickt inszeniert. Keine Weltraumszenen. Der Zuschauer sah nur, was die Crew auch auf dem Bildschirm sah. Und das Attentat auf den klingonischen Kanzler war nicht nur knallhart, sondern auch hier sehr gut umgesetzt von Nicholas Meyer.
Die Szenen mit Kirk und McCoy auf dem Strafplaneten Rura Penthe waren ebenso amüsant. Eine skurrile Ansammlung an Aliens wollen hier den beiden an die Gurgel. Und was ein Tritt in die vermeintlichen Knie alles erreichen kann.... ;-)
Währenddessen ist an Bord des Schiffes Spock bemüht die waren Bad Guys aufzuspüren. Hier wird mal ordentlich Sherlock Holmes zitiert und man jagt unterhaltsam jeder Spur nach, welche eine Erklärung für das Gemetzel an Bord der Kronos One darstellen könnte.
Und das gegen Ende des Films die Enterprise und die Excelsior gemeinsam gegen das klingonische Schiff antreten, lässt wohl das Herz eines jeden Fans höher schlagen. Und umso trauriger könnte man werden, wenn dann die letzte Szene vorbei war, Kirk seinen letzten Logbuch-Eintrag gesprochen hat und die Enterprise im hellen Schein einer Sonne verschwindet...
Das hier war zwar noch nicht ganz das Ende der Classic-Ära, durften Kirk, Scotty und Chekov doch noch im nächsten Film die sogenannte "Fakel" an die Crew der Enterprise-D weitergeben. Jedoch ist dieser Film ein perfekter Abschluss für eine Ära, welche auch jetzt noch aktueller den je ist - J.J. Abrams sei dank.
Fazit: Star Trek VI ist ein wunderschöner Abschluss für diese Crew, ein Film, der wesentlich mehr ist als ein stupider Sci-Fi-Flic, ein Film, der viele Polit-Elemente wiederspiegelt und der nicht nur von Shakespeare-Zitaten lebt, sondern ebenso vom Kampf "Gut gegen Böse" oder "Krieg oder Frieden".
Schulnote 5.5
"STAR TREK VI" on IMDB.COM
"STAR TREK VI"-Trailer on YOUTUBE.COM
1 Kommentar:
Der Film war der beste Film überhaupt, keine Frage. Er spiegelt auch wiedermal die Situation auf der Erde nach dem Ende des Kalten Krieges wider. Er war lustig, unterhaltsam, ernst, selbstironisch und am Ende doch noch voller Hoffnung. Bietet also eigentlich alles das, was Star Trek ausmacht. Zumindest für mich ausmacht.
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