Montag, 26. April 2010

URBAN ODYSSEY


Urban Odyssey - oder gut Ding will Weile haben. Es dauerte wahrlich eine Weile, bis "Urban Odyssey" am 25. April 2010 endlich Weltpremiere feierte...

Inhalt:
Roman (Kilian Blum) kommt aus gutem Haus und kennt keine finanziellen Sorgen. Seine Eltern verstehen den jungen Mann jedoch in keinster Weise und unterstützen ihn nicht bei seinen Zielen. Mia (Selina Zaugg) hingegen leidet unter der Trennung ihrer Eltern, ihr Vater lässt sich, seit seine Frau ihn verlassen hat, nur noch gehen und lebt auch in Streit mit seiner Tochter. Zufälligerweise treffen sich Mia und Roman und gehen für eine Nacht auf eine gemeinsame Odyssey. Zwei verlorene Seelen, die sich gefunden haben... oder doch nicht?

Es war Spätsommer 2007. Diese Site lag noch in den Pampers, da las ich in der Zeitung von Joel Mayers Filmprojekt "Urban Odyssey", ein Film, der im Nachtleben von Basel spielen soll. Als Filminteressierter kontaktierte ich Mayer, damals gerade zwanzig Jahre alt und hielt den Kontakt mit ihm bis heute und bekam so viel mit über die Produktion dieses Streifens, über Probleme, Finanzielle Engpässe, etc.

Als erstes muss gesagt werden, dass Mayer seinen Film komplett selber finanziert hat. Die Filmförderung Schweiz steckt ihr Geld leider lieber in äusserst fragwürdige Werke von Mike Eschmann (Breakout, Tell...), anstatt einen engagierten Jungregisseur und sein Team finanziell zu unterstützen, der zudem im Vergleich zu Eschmann und co. ein Drehbuch vorweisen kann, das berührt und nicht nur äusserst schwachen Schauspielern wie Melanie Winiger und ihrem Ehemann Stress eine PR-Plattform bieten soll.

Joel Mayer und seinem Team kann man vorallem wegen des Casts nur gratulieren. Mit Kilian Blum und Selina Zaugg hat er ein Duo auf die Leinwand gebracht, dessen Chemie total überzeugt und auch nicht gespielt wirkt.

Kilian Blum spielt seine Rolle als Roman grundsolide, hat einige starke Szenen. Jedoch wird er von seiner Partnerin ein wenig an die Wand gespielt, was eventuell auch am Charakter des Roman liegen kann.

Selina Zaugg als Mia ist für mich jedoch das Highlight des Films, was nicht nur an der Schönheit dieser jungen Dame liegt, sondern auch an ihrer überaus wahnsinnigen Präsenz auf der Leinwand. Die Szenen mit ihr machten Spass und andere wiederrum berührten das Publikum total. Bleibt zu hoffen, dass diese junge Dame der Filmwelt auch weiterhin irgendwie erhalten bleibt.

Glücklicherweise wissen auch die Nebendarsteller zu überzeugen. Das Duo Phil und Toby wird von Yves Baumann und Thierry Bauer dargestellt und adaptiert schnell zum Running Gag der Geschichte und weckten in mir zudem gute Erinnerungen an Marco Petrys Deutschen Film "Schule".

Spezielle Erwähnung verdient sicher auf Peter Fischli, der als Mias Vater eine richtig gute Leistung abliefert und äusserst authentisch wirkt.

Sicher verdient auch Elliane Chappuis noch Erwähnung. Durch Sie hat Joel Mayer quasi eine direkte Brücke zu Hollywood geschlagen, war Chappuis damals 2002 im Scorsese-Streifen "Gangs of New York" in einer kleineren Nebenrolle zu sehen. In "Urban Odyssey" ist sie in einer Szene als Kassiererin des Supermarkts zu sehen.

Die Szenen mit Gianin Loffler, dem anderen Darsteller der etwas Hollywood-Erfahrung aufweisen kann (Stargate, TV-Serien "Babylon 5" und "The Shield"), fielen aus technischen Gründen leider der Schere zum Opfer. Der Rest des Casts spielt ebenso grundsolide, niemand fällt wirklich ab, was ein ganz grosser Pluspunkt dieses Films ist.
Storytechnisch gibts jedoch leider einige wenige Mängel. Das positive zuerst: Die Story unterhält von der ersten bis zur letzten Minute, ist kein reines Drama, auch keine reine Komödie, aber der Genremix funktioniert erstaunlich gut. Weniger gut finde ich eine Szene im letzten Drittel des Films, welche zwar eine feine kleine Actionsequenz beeinhaltet, welche sich hinter einer Lundgren-Prügelei nicht zu verstecken braucht, jedoch absolut unnötig daherkommt. Auch Mias Reaktion auf das Geschehene wirkt seltsam und es scheint kurz, als ob Mayer hier einfach nicht wusste, wohin die Geschichte jetzt hinsteuern sollte. Ich war jedoch froh, hatte er die Story schnell wieder im Griff und der Film steuerte auf sein emotionales Ende zu.

Unterstützt wurden diverse Szenen durch klassische Stücke und auch Rockmusik. Die CH-Band "Drama Queen" steuerten einige Songs zum Film bei, Händel und Holst sind ebenfalls vertreten und das Titelthema von "Urban Odyssey" wurde von Joel Mayer persönlich kreiert und erinnert Stark an grosse Filmthemes wie das von "True Romance" oder "American Beauty". Zudem habe ich das Urban-Theme auch jetzt noch im Ohr. Ziel erreicht! Well done!

Gedreht wurde der Film komplett in Basel und Umgebung. Dies spielt im Film jedoch keine Rolle, denn der Name der Stadt ist nicht von Bedeutung und könnte genau so gut jede beliebige Stadt Deutschlands oder Österreichs sein. Beinahe Surreal wirken einige Szenen, als wäre die Stadt eher ein Märchenland, was mich von der Optik wiederum ein wenig an "In Bruges" erinnerte. Die Stadt Basel wirkt in vielen Shots einfach nur wunderschön. Zudem ist der Film für mich als Basler einfach noch ein wenig spezieller, sind mir fast alle Locations bestens bekannt.

Fazit: "Urban Odyssey" hat meine (zugegeben hohen) Erwartungen komplett erfüllt. Die wenigen Schwächen des Films verzeihe ich gerne, dank einer flüssigen und übersichtlichen Story, einem guten Cast mit einer unglaublichen Hauptdarstellerin und dank vielen Emotionen, die der Film in seinen achtzig Spielminuten in den Zuschauern ausgelöst hat.

Joel Mayer hat mit sehr sehr wenig Geld das absolute Maximum herausgeholt und es bleibt zu hoffen, dass erstens "Urban Odyssey" bald seinen offiziellen Kino-Release / DVD-Release bekommt und zweitens dies nicht das letzte Projekt des inzwischen 23jährigen Baslers sein wird.

Schulnote 5.0

Mayerfilms
20 Minuten - Basler Jungregisseur dreht eine romantische Komödie
DramaQueen

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kurzweilig und unterhaltsam; Atmosphäre dicht; neben den beiden Darstellern in den Hauptrollen sind auch die "Nebenrollen" sehr gut besetzt.
Die Stadt Basel spielt eine weitere wichtige und sehr stimmige Hauptrolle

Chuck N. hat gesagt…

Würde der Film in ZH spielen, wäre der Film hier nie besprochen worden oder hätte nie eine so hohe Wertung bekommen :p

Es grüsst der Hellseher ;)

PS: FCZ!!!

;)

Dominik Hug hat gesagt…

@Chuck: Stimmt nicht. Auch andere CH-Filme werden hier bewertet. Cargo-Review wird demnächst folgen, kein Basler Film, aber eine gute Note wird er trotzdem kriegen.

Dass mein Herz bei der Stadt Basel jedoch höher schlägt, kann ich nicht ganz verleugnen. Der Film hätte jedoch auch in Zürich funktioniert und wäre nicht schlechter gewesen.

Und... über diesen "FCZ!!!"-Jubel schweigen wir zur Zeit doch lieber, oder...? ;-)

Anonym hat gesagt…

Als Filmvater von Roman, möchte ich mich an dieser Stelle einmal für die gute Zusammenarbeit auf dem Set bei allen Beteiligten bedanken. Als ich den fertigen Film ansehen durfte, wurde ich sofort totaler Fan von Selina Zaugg, die ich ja bei den Aufnahmen nie kennenlernen konnte. Auch die restlichen Rollen haben mich begeistert. Es wurde so unbekümmert und fast schon natürlich gespielt - Hut ab!
An dieser Stelle möchte ich dem Kameramann un dem jungen Regisseur, sowie den Eltern von Joel Mayer herzlich danken. Auf dem Set herrschte immer eine gute Stimmung, man durfte viel Eigenes einbringen, es hat Spass bereitet.
Ich hatte das Glück schon mit grossen Regisseuren zu drehen, hier habe ich mich aber besonders gut aufgehoben gefühlt - Danke.
In diesem Sinne wünsche ich allen Beteiligten eine gesunde Zukunft mit "aushaltbarem" Erfolg!
Es grüsst der Film-Vater von Roman alle Beteiligten.
Herzlichst Ingo Bröcker