Als
Christopher Nolan das Batman-Franchise übernahm, wusste noch keiner, was der
damalige Indie-Regisseur mit der maskierten Fledermaus vorhat. Doch nach den
beiden unsäglichen Joel Schumacher-Werken "
Batman Forever" und
"
Batman & Robin" hätte der Zuschauer doch beinahe alles „fledermäusliche“
akzeptiert, solange nicht George Clooney hinter der Maske steckt, der Batsuit
keine Nippel mehr hat oder Gotham City in Neonfarben dargestellt wird. Nolan
erdete die Bat-Legacy und brachte einen neuen Touch Realität in die Geschichte
um den menschlichsten aller Superhelden.
"
Batman Begins" war so richtig gut. Aber "
The Dark Knight" streichelt
die Bezeichnung Perfektion am zärtlichsten. Selten war ein Film so stimmig, der
Cast so passend, der Soundtrack so treibend und die Story derart komplex
dargestellt wie in diesem Film. Nein, Nolan machte sich wahrlich keinen
Gefallen, den Mittelteil der Batman-Trilogie auf diesem hohen Level abgeliefert
zu haben. Konnte er die Messlatte mit dem abschliessenden dritten Teil
"The Dark Knight Rises" tatsächlich nochmals eine Stufe raufsetzen?
Inhalt:
Acht
Jahre sind vergangen seit dem Tod Harvey Dents. Bruce Wayne (Christian Bale)
hat den Batsuit an den Nagel gehängt, lebt zurückgezogen im Wayne Manor und hat
nur noch mit seinem Butler Alfred (Michael Caine) so etwas wie eine
familiär-freundschaftliche Bindung. Als Selina Kyle während einer
Charity-Veranstaltung im Wayne Manor von Bruce beim Diebstahl einer Perlenkette
seiner Mutter überrascht wird, erwacht der Multimilliardär aus seiner
Lethargie. Es braucht jedoch noch das Auftauchen des Terroristen Bane (Tom
Hardy) um auch Batman wiederauferstehen zu lassen...
Stunden
nach der Erstsichtung wurde ich von einigen Bekannten mit Fragen nur so
durchlöchert. Fragen, auf die ich natürlich keine offene Antwort geben konnte,
denn wie hier versuche ich auch verbal nicht zu spoilern. Meine Lieblingsfrage
ist aber "Ist TDKR denn besser als TDK?". Ich versuche den Film nun
nach Punkten meiner Wahl zu analysieren.
Der
Feind
Ich denke, ich stehe mit meiner Meinung nicht gänzlich alleine da, wenn ich
sage, dass der Joker der grösste Gegner im Batman-Universum darstellt. Klar, da
gibt es noch den Pinguin, den Riddler, Mr. Freeze und viele mehr. Aber der
Joker ist outstanding. Absolut unberechenbar, ein totaler Freak und für jeden
Schauspieler eine gigantische Herausforderung (wir ignorieren jetzt mal den
Joker der 60ies-Show...). Jack Nicholson mimte den Joker schon grossartig. Aber
was Heath Ledger vor vier Jahren auf die Leinwand zauberte, toppte ziemlich
viele Schauspielleistungen auf dieser Welt. Man sagt nicht umsonst, die Rolle
hat ihn das Leben gekostet. Ledger spielte Überlebensgross. Und es scheint, als
hätte Ledger nicht nur seine Spuren als Darsteller hinterlassen – nein, er
hängt wie die Sonne über der Nolan-Batman-Trilogie und lässt alles von seinem
Antlitz erblassen. Schafft es Tom Hardy's Bane in des Jokers Fussstapfen zu
treten?
Ja
und Nein. Zum einen ist dies eine unmögliche Mission. Der Joker ist nicht zu
schlagen. Und zudem hat Hardy mit einem grossen Handicap zu kämpfen. Eine
hässliche Maske versteckt den grössten Teil seines Gesichts, Mund und Nase sind
nicht zu sehen. Hardy kompensiert dies mit seinen Augen (sein ruhiger Blick
wirkt einschüchternd), seinem unerschütterlich-wirkenden Auftreten, seiner
Physis (er trainierte sich 14 Kilo Muskelmasse an und wirkt wie eine
fleischgewordene Kampfmaschine) und einer tiefen Charakterstimme, bei welcher
Batman im Vergleich wie ein Bee Gee wirkt. Und um nochmals den Vergleich mit
dem Joker zu wählen, Bane ist klar der Mann fürs Grobe und wirkt auf Batman in
jeder Hinsicht überlegen. Irgendwie der böse Mr. T der Batman-Reihe. Passt.
Der
Held
Musste
Christian Bale in TDK eher im Hintergrund wirken, befindet er sich hier wieder
im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ohne viel über die Story preiszugeben, Bale
spielt Wayne in allen Stadien des Films absolut authentisch und musste sich
hier nicht mehr schauspielerisch hinter einem Joker einordnen. Bale ist Batman.
Die
Katze
Anne
Hathaway spielt Selina Kyle - den Fans auch als Catwoman bekannt. Als die
ersten Bilder der Darsteller in ihren Kostümen das Internet eroberten, war das
Catwomen-Outfit ein grosser Dorn im Auge der Anhänger. Jedoch, wie für Nolan
typisch, ist Selina Kyle keine schnurrende Michelle Pfeiffer-Ablegerin, sondern
eine einfache Diebin mit erweiterten Fähigkeiten. Ihr Outfit wirkt übrigens
alles andere als lächerlich, sondern wirkt wie der Batsuite einfach und simpel
- und zudem äusserst kurvenbetonend. Hathaway macht jedoch nicht nur optisch
einen guten Eindruck, sondern kann einige Szenen für sich verbuchen, welche von
ihr absolut dominiert wurden und teilweise die düstere Stimmung ein wenig
aufgelockert haben.
Die
alten Hasen
Gary
Oldman spielt James Gordon grundsolide wie immer. Er ist der aufrechte
Polizist, der Mann, dem das Publikum vertraut. Wie immer wunderbar in Szene
gesetzt von Nolan. Michael Caine ist und bleibt ein mehr als nur wertvoller
Standpfeiler der Nolan-Batmans. Seine feine englische Art, vermischt mit dem
auflockernden Humor und vorallem die Dialoge zwischen Alfred und Bruce Wayne,
gehören zu den eher stillen Highlights. Morgan Freeman hat geschätzt etwa
gleich viel (oder gleich wenig) Screentime wie Caine, aber die Dialoge mit ihm
sind leider eher einfacherer Natur. Wiederrum ein eher kleiner Auftritt hat
Cilian Murphy. Aber immerhin ist Scarecrow mit von der Partie. Und auch Liam
Neeson bekommt noch einen Kurzauftritt.
Die
Grünschnäbel
Jedesmal,
wenn ich Matthew Modine in einem Film erblicke, denke ich automatisch an seine
Figur des Private Joker (haha...) zurück, welche er im Anti-Kriegsfilm
"Full Metal Jacket" verkörperte. Für mich ist Modine Joker. Jetzt,
einige Jahre älter, spielt er Deputy Commissioner Foley und macht diesen Job
ganz gut. Schön, hat man mit Modine ein weiteres bekanntes Gesicht an Bord
holen können. Joseph Gordon-Levitt spielt den jungen Polizist John Blake und
hat eine äusserst grosszügige Rolle auf den Leib geschrieben bekommen,
geschätzt mit mehr Screentime als Caine und Oldman zusammen. Keine Kritik, denn
Blake's Rolle macht Sinn und er wurde gut in die Story eingefügt. Marion
Cotillard als Miranda empfand ich als akzeptabel - nicht mehr, nicht weniger.
Die
Action
Zu
vergleichen, ob TDK oder TDKR mehr Actionszenen aufweist, ist mir effektiv zu doof.
Wer Filme nur nach dem "höher, schneller, besser, lauter"-Prinzip
bewertet, soll doch weiterhin auf diverse Michael Bay-Filme der Neuzeit setzen.
TDKR ist kein reines Actionspektakel. Man nehme Thriller, Drama, Epos, eine
minimale Prise Humor und eine gute Handvoll Action und fertig ist TDKR. Aber,
es ist erlaubt zu sagen, es kracht gewaltig.
Die
Schwächen
Mit
einer Laufzeit von 164 Minuten darf man gerne eine etwas erweiterte Story
erwarten. Eventuell hat Nolan es leicht übertrieben und ein paar Charaktere
zuviel auf das Publikum losgelassen. Zudem gab es einige Szenenabläufe, bei
welchen ich brutal grinsen und mich fragen musste, ob da der Editor vielleicht
ein- oder zweimal geschlafen hat.
Fazit:
"The Dark Knight Rises" ist ein grandioser Abschluss der
Batman-Trilogie von Christopher Nolan. Jedoch, der Film kann nur verlieren,
geht man mit der Erwartungshaltung ins Kino, einen noch besseren Streifen als
"The Dark Knight" zu sehen. Mir lief während "TDKR"
mehrmals ein kalter Schauer über den Rücken - das beste Anzeichen, dass auf der
Leinwand ganz grosses zu sehen ist und nicht nur eine sinnlose Zerstörungsorgie
unsere Augen besudelt. Ein ganz grosser Film - eine faszinierende Trilogie.
Danke Nolan, danke!
Schulnote
6.0