Montag, 28. Januar 2013

NAVY SEALS



Ich muss zugeben, ich war etwas besorgt. Ich nähere mich mit Warpgeschwindigkeit meinem dreissigsten Geburtstag und musste feststellen, schwachsinnige Actionfilme bereiten mir nicht mehr soviel Freude wie noch vor einigen Jahren. Bin ich zu alt für den Scheiss? Vielleicht sind Streifen wie "Hard to Kill" oder "Sudden Death" nur aus der Sicht eines Jugendlichen noch richtig cool. Um mich zu kurieren holte ich den ultimativ-doofsten Actionkracher der frühen 90er zum ersten Mal aus dem Regal.

Inhalt:
Während eines Einsatzes im Mittleren Osten entdeckt das Navy Seal-Team von Lt. James Curran (Michael Biehn) eine grosse Anzahl Stinger-Raketen, welche in der Hand von Terroristen sind. Curran zieht es jedoch vor, sich auf seine eigentliche Mission zu konzentrieren, namentlich die Rettung einiger Geiseln. Ein vermeintlicher Fehler. Mit dem Ziel die tödlichen Waffen zu zerstören, zieht Currans Team nach getaner Arbeit wieder in den Kampf.

"Navy Seals" gehört zu den absoluten Klassikern des Actionfilms. Und lange habe ich diesen Streifen nicht anrühren wollen. Wohl aus Angst der Enttäuschung. Froh bin ich mich gestern endlich getraut zu haben. Wie einfach doch die 90er Jahre wahren. Man erdachte sich eine ziemlich einfältige Story, holte einige bekannte Gesichter an Bord, liess diese durch Schlamm und Wasser kriechen, jagte alles Mögliche um sie herum in die Luft und das Ergebnis war ein fertiger Actionfilm. Und, warum auch immer, das Resultat war oft äusserst unterhaltsam.

Oft wird unterschätzt, wieviel Aufwand hinter so einer Produktion steckte. Um den Dreh so authentisch wie möglich zu gestalten, wurden die Darsteller in ein zweiwöchiges Navy Seal-Bootcamp gesteckt. Die sogenannte Abschlussprüfung bestand aus einem Gefecht zwischen den Darstellern und einem echten Team von Seals. Die Darsteller hatten zwar keine Chance, aber laut den Gewinnern haben die Schauspieler ihre Haut so teuer wie möglich verkauft. Ebenso ist die Story nicht kompletter Humbug. Einer der Autoren, Chuck Pfarrer, war ein echter Seal und hat seine Erfahrungen in die Geschichte einfliessen lassen.

Michael Biehn sollte eigentlich jedem Filmnarr ein Begriff sein. Sollte. Biehn hatte eine Hauptrolle im ersten "Terminator", war in "The Abyss", in "Aliens und ebenso in "The Rock" zu sehen. Doch aus irgendeinem Grund wurde dem charismatischen Schauspieler eine ganz grosse Kinokarriere verwehrt. Schade eigentlich. Charlie Sheens Karriere auch auch am Boden, aber er hatte vor einige Jahren das Glück auf den Produzenten Chuck Lorre zu stossen, welcher ihm mit "Two and a half Men" nicht nur auf die Beine sondern zu einem der reichsten Serien-Darstellern der Welt machte. Leider ist Sheen ein ziemlich undankbares Schwein und verkrachte sich mit Lorre vor zwei Jahren. Seiner Karriere scheints noch nicht geschadet zu haben. Nun, Sheen spielte in "Navy Seals" einen ebenfalls ziemlich egomanen Typen, dies zwar unterhaltsam und wirklich gut in Szene gesetzt, aber Arschloch im Film, Arschloch im Leben. Rick Rossovich, Bill Paxton, Dennis Haysbert, Cyrill O'Reilly und Paul Sanchez vervollständigten das Seal-Team. Die beiden letzt genannten blieben nichts weiter als gesichtslose Nebenfiguren, welche auch später noch in einigen Produktionen zu sehen waren. Rossovich wurde zum Serien-Darsteller (Pacific Blue, ER), Paxton zu einem äusserst beliebten Nebendarsteller in Grossproduktionen und Haysbert zur Steilvorlage für Barack Obama. Ohne die Figur des Präsident Palmer in "24" hätte es vielleicht nie einen dunkelhäutigen US-Präsidenten gegeben, so meine waghalsige Theorie.

Ehrlich, "Navy Seals" ist nicht der perfekte Film für einen romantischen Abend mit der Freundin. Da Frauen sowieso viel intelligenter sind als wir Männer (lassen wir die Damen jetzt mal in diesem Glauben, bis hierhin hat sowieso keine gelesen), würden diese sich ohnehin nur neunzig Minuten langweilen. Dies ist ein Männerfilm. Und wie es sich für so einen richtigen Männerfilm gehört, gibts hier entweder a) ganz viel nackte Haut oder b) überrissene Action und Gewalt. Da Regisseur Lewis Teague seine Story nicht mit zuviel weiblichen Hormonen belasten wollte, fällt a) gleich mal weg und so gibt es in dem Film nur knapp zwei weibliche Rollen. Gut, eine ist die Gespielin des Teamleaders, die andere die Verlobte eines Seals. Also, nicht gerade Figuren der aktuellen emanzipierten Mannsweib-Garde. Angenehm.

Dem Film kommt zu Gute, dass er äusserst geradlinig inszeniert wurde. Kein grosses Blabla. Seals sind auch eher Männer der Tat als der Worte. So findet sich der Zuschauer wie in einem Computerspiel schnell in der Action wieder. Und ich kann kaum raten, wieviele Schuss Fake-Munition die Darsteller in die Luft ballern durften. Aber das Zuschauen machte soviel Spass, dass ich mich doch sofort an meine Jugend zurück erinnerte, an unsere Wald-Schlachten mit Luftdruckpistolen und an meinen Kollegen, meines Erachtens der wahre Erfinder des Friendly-Fire (und heute bin ich Götti seiner Tochter, hoffe die wird mich später beim Spielen nicht genau so malträtieren).

Fazit: "Navy Seals" ist ein dumpfes Highlight des frühen Actionfilms der Neunziger. Starker Cast, starke Action. Ein Actionfest.

Schulnote 5.0



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