Sonntag, 16. November 2008

QUANTUM OF SOLACE


Die lange ersehnte Fortsetzung zu "Casino Royale" wurde nach nur 2 Jahren Realität. Ein vielversprechender Trailer und eine wie immer riesige Werbekampagne halfen zudem mit, die Vorfreude auf "Quantum of Solace" auf das Maximum zu steigern.

Inhalt:
Mr. White flieht, nachdem er brav über eine Geheimorganisation ausgesagt hat, welche diverse Geheimdienste schon unterwandert hat, mithilfe eines Komplizen aus dem Verhör vor Bond und M. Bond macht sich natürlich umgehend auf die Jagd. Er stösst debei auf Dominic Green, Boss einer Umweltschutzorganisation, welche jedoch andere Ziele verfolgt. Von Siena nach Haiti, über Österreich, nach Bolivien jagt Bond der Organisation Quantum nach - vom MI6 mehr oder weniger im Stich gelassen.

Marc Forster ist ja nicht gerade bekannt für die Regie an harten Actionfilmen. Er ist ein mehr als ordentlicher Independent-Regisseur, dessen Werke stets etwas verzaubernd-verstörendes ausstrahlen. War er der richtige für dieses Big Budget-Unternehmen namens "Quantum of Solace"?

Die Story setzt gleich nach dem Ende von "Casino Royale" ein. Bond, unterwegs in seinem Aston Martin, wird durch die Pampa gejagt. Geböller, Explosionen, Unfälle, leider total verwackelt und verhackt gedreht, erkennt der Zuschauer teilweise nur spärlich, was da gerade passiert. Und in diesem Sinne gehts eigentlich auch weiter. Fast jede anständige bondesque Szene wird plötzlich von einem Anfall von Action abgelöst. War die Parkour-Idee anfangs von Casino Royale noch eine geniale Idee, welche auch exzellent umgesetzt wurde, wird hier jedes Actiongetümmel ganz grässlich dargstellt. Klar inspiriert durch die Jason Bourne-Filme (die ich ja eigentlich mag), ist der Zuschauer ein Opfer der Wackelkamera. Diese Szenen wurden zudem extrem schlecht zusammengebastelt. Und die Idee, in welcher Bond sich zu Beginn des MI6-Angreifers an den Seilen entledigt, wurde sogar in "Half Past Dead" zumindest Epileptikerfreundlicher dargestellt. Die baldige Bootsjagd in Haiti war ein wenig besser umgesetzt. Jedoch auch hier kann das Bild nicht genossen werden - es wackelt noch und nöcher. Passen solche Stilmittel perfekt zur Jason Bourne-Franchise, finde ich diese bei einem Bondfilm sehr unangebracht. Bond will genossen werden. Die Flugzeugjagd im Mittelteil war jedoch einiges besser.

Überzeugend und bondgerecht war die Szene in Bregenz. Die ganze Szene rund um die Aufführung war perfekt gelungen - da kam Bondfeeling auf. Ein seltenes Gefühl für mich in diesem Film. Denn, ansonsten wirkt Bond nur gestresst, hetzt von Szene zu Szene. Früher liess sich Bond auch mal Zeit, genoss einen Wodka Martini, ein Hotelzimmer und eine Frau. Heute gibts fast keine Zeit mehr für solche "Nebensächlichkeiten", welche hier im Kurzdurchlauf abgespult werden. Bond ist im Jason Bourne-Modus. Schade, denn ich mag mich erinnern, dass vorallem Bonds extravaganter Lebensstil immer ein grosser Grund war, die Bondfilme zu mögen. Bond hatte stets immer alles im Griff, Hauptsache der Anzug sitzt und der Aston Martin steht vor der Hütte. Schade, ist man von den Werten der Serie mittlerweile so weit entfernt wie Pluto von der Sonne.

Was jedoch gut harmonierte waren Daniel Craig und Judi Dench. Judi Dench, seit 13 Jahren als "M" im Amt, passte schon zu Brosnan wie die Faust aufs Auge. Auch Craig ergänzt sie als MI6-Boss sehr gut. Schön, haben die beiden hier ein wenig mehr Szenen miteinander. Daniel Craig als Bond muss man nicht in Frage stellen. Sein explosiv-bedrohliches Wesen passt perfekt auf die Roman-Vorlage des James Bond und sein Engagement für diese Rolle scheint keine Grenzen zu kennen. Hut ab. Die beiden Bondgirls Olga Kurylenko und Gemma Arterton kann man als gelungen Bezeichnen. Hier muss die wirklich gelungene Goldfinger-Hommage noch erwähnt werden. Netter Einfall. Schön auch, dass Jeffrey Wright als Felix Leiter wieder seinen Auftritt hat, ebenso Giancarlo Giannini als Mathis. Grosses Minus bekommt Dominic Green-Darsteller Mathieu Amalric. Durften früher Bondgegner noch extravagante Gentleman in fetten Villen sein, haben wir mit Green einen Typen, der mehr den durchgeknallten Informatiker darstellt, als den richtig bösen Bad Guy. Dementsprechend unspektakulär entledigt sich Bond dieser Person (die Idee mit dem Motor-Öl hatte aber was). Und sein Helfershelfer Elvis, gespielt von Anatole Taubmann, hätte auch Averell Dalton heissen können. Kein Vergleich zu anderen Helfershelfern der Bondgeschichte - auch nicht der jüngeren Bondgeschichte. "Ja Mami, s isch heiss da..." Super.... Ich mag ich noch erinnern, wie die Schweizer Presse Taubmann als neuen Bond-Bösewicht hochgejubelt hat. Nichts gegen Taubmann. Aber das war ja wohl mehr eine kleine nette Nebenrolle mit etwa 6 Sätzen, welche absolut nichtssagend waren. Eine der überflüssigsten aller Bond-Figuren.

Fazit: Die Enttäuschung sitzt tief. Stets habe ich die neuen Bond-Filme trotz der steigernden Anzahl an Action, als Bond-Filme akzeptieren können - doch alles hat ein Ende. "Quantum of Solace" hätte auch der vierte Teil der Jason Bourne-Reihe sein können. Und als Action-Film mag das ganze Geschehen ja sogar sehr gut funktionieren. Jedoch ist dies hier definitiv kein Bond-Film. Und spätestens, nachdem Bond die Leiche seines Kollegen und engsten Vertrauten auf den Müll geworfen hat, fragt man sich, warum man ein herrliches Gerne so brutal in den Dreck fahren darf. Die Enttäuschung sitzt wirklich tief.

Schulnote 4.0

"QUANTUM OF SOLACE" on IMDB.COM




2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielen herzlichen Dank für diese Filmkritik.
Ich hatte schon gedacht, ich sei mit meinen 50 Jahren zu alt für derartige Regiearbeit und Kameraführung, und so sehe ich mit Freude, dass ich nicht allein in meiner Einschätzung bin.

Nur in einem muss ich widersprechen.
Im Falle von Bondgirl Arterton kann ich noch zustimmen, Kurylenko aber war für mich auch Note 5.

Ansonsten zu 100% mein Eindruck.
Mein Fazit: Im Bondfaktor einer der Schlechtesten aller Zeiten.

Dominik Hug hat gesagt…

Grüezi Herr Rössler,

Ich wage sogar die Behauptung, dass "Quantum of Solace" der schlechteste Bond aller Zeiten ist...

Als No-Brainer Actionfilm für einen Popcorn-Kino-Abend geeignet. Aber das war, ist und wird nie ein James Bond-Film werden - ausgenommen die Bregenzszene. Die fand ich wirklich gut.

Schade, dass auch Marc Forster sich nicht besser aus der Affäre ziehen konnte.

Bitte immer weiter eifrig meinen Blog lesen. Kommentare animieren stets dazu, weiterzuschreiben.

Freundliche Grüsse
Dominik hug