Der neuste Film von Action-Gott Steven Seagal, hierzulande noch nicht erschienen, heisst "Pistol Whipped", hiess ursprünglich "Marker" und wird bei uns unter dem Titel "Deathly Weapon" im Handel erscheinen...
Inhalt:
Seagal spielt den Ex-Cop Matt, ein spielsüchtiger Alkoholiker, zudem hoch verschuldet, von der Frau verlassen und mit dem Leben im allgemeinen nicht klarkommend. Eines Tages wird eine dunkle Organisation unter dem Kommando eines unbekannten "Old Man" auf ihn aufmerskam und bezahlt seine Schulden im Wert von über einer Million Dollar. Der Deal: Matt willigt ein einige brutale Gangster zu "terminieren". Das geht solange gut, bis er jemanden umbringen muss, der zu seiner Familie gehört...
Die Seagal-Regel der Neuzeit lautete bisher: Ein Schritt nach vorne, drei Schritte zurück. Nun, diese Regel wurde mit "Pistol Whipped" eindeutig gebrochen. War "Urban Justice" vom Drive und von Seagals Auftreten her beinahe ein kleines "Out for Justice", hat man bei "Pistol Whipped" noch einige Dinge verbessern können.
Erstmals muss erwähnt werden, dass die Optik in "Pistol Whipped" eindeutig interessanter und abwechslungsreicher gestaltet wurde als noch in "Urban Justice", wo man praktisch nur Hinterhöfe und Basketballplätze einer US-Kleinstadt erleben durfte. "Pistol Whipped" ist farbenfroher, heller und optisch alleine ein kleiner Höhepunkt der B-Movies der letzten Jahre.
Und Regisseur Roel Reine hat da einiges mitzuverantworten. Fast schon unverständlich, dass er mir die letzten Jahr über unbekannt geblieben war. Für die Story ist J.D. Zeik verantwortlich, der 1998 schon Robert DeNiro in "Ronin" einem Packet nachjagen liess.
Die Story ist auch das exotischste am ganzen Film, ist man von Seagal doch Prügeleien im Zehn-Minutentakt gewohnt, erleben wir Seagal in der Rolle des Matt als absoluten Loser - Hoch verschuldet, Säufer, Spieler - eigentlich eine Rolle, die Bruce Willis damals früher auf den Leib geschrieben war (siehe "Last Boy Scout") und an der Seagal eigentlich nur scheitern kann. Jedoch gab er im Rahmen seiner schauspielerischen Möglichkeiten sein Bestes und zog seinen Kopf geschickt aus der Schlinge. Zudem, mag man über Seagals Äusseres noch so ablästern, für diese Rolle waren die Speckrollen und die Augenringe wie geschaffen - der Versager und Säufer passte also auch optisch perfekt ins Bild.
Auch der Rest der Schauspiel-Crew machte einen motivierten und guten Job. Lance Henriksen ist wohl der populärste Nebendarsteller, dessen Rolle doch sehr klein ausgefallen ist, jedoch sicher mehr hat als nur ein Cameo, verglichen mit der Screentime von Danny Trejo in "Urban Justice".
Unterstützt werden die Schauspieler von ordentlichen Dialogen. Auch dieser Punkt ist "Pistol Whipped" dem Vorgänger "Urban Justice" klar überlegen. Zudem wurden die Szenen mit einem exzellenten Score unterlegt, der sich ebenfalls klar dem üblichen B-Movie-Standart abhebt. Gut gemacht auch in diesem Punkt. Und, einer der wichtigsten Punkte, die Choreo von Stevens Kampfszenen. Da ist nichts verwackelt und Steven legt auch absolut selbst Hand an. Well done!
Wie jeder Film hat auch "Pistol Whipped" seine Schwächen. Jedoch sind diese weit weniger Zahlreich als noch einige Filme zuvor. Ein Schwachpunkt könnte doch die ersten 25 Minuten sein, die klar sehr dialoglastig sind, jedoch bei weitem nicht so langweilig wie in "Into The Sun". Ein weiterer Schwachpunkt sind die Rückprojektionen während der Verfolgungsjagd, welche jedoch nur ein paar Sekunden andauern. Der Rest dieses kleinen Blei-Autorennens ist jedoch sehr gut inszeniert worden.
Natürlich wird sicher auch dieser Seagal verglichen mit den neuesten Werken der seagalschen Konkurrenz, "Until Death" von Van Damme als Beispiel. Während jedoch van Damme mit ein wenig mehr schauspielerischem Talent ausgestattet wurde und so auch die Marschrichtung seiner Filme vermehrt dem Drama annähert, ist und bleibt Seagal die Kampfmaschine, die seine Fans so verehrten. Er ist älter, nicht mehr in der besten Form seines Lebens, doch macht es wieder Spass sich seine neusten Werke anzusehen.
Fazit: Seagals neuestes Werk verbessert einiges, was bei "Urban Justice" noch fehlerhaft war. Ein B-Movie der höheren Qualität.
Schulnote 5.0